13. Spieltag: FC Erzgebirge Aue - Hamburger SV

„Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust.“
Nie hat diese Aussage Fausts besser gepasst. Es ist bekannt, dass ich es mit beiden Vereinen halte. Umso schwieriger ist die Situation nun zu meistern. Oft hab ich mich selbst gefragt, wie ich im Falle eines Aufeinandertreffens reagieren würde. Entscheiden konnte ich mich aber nie.
Es kribbelt schon, wenn ich daran denke.
Ein bisschen ist es aber auch so, als wenn man jemanden, den man gern hat jemanden anderen, den man gern hat vorstellt. Beide kennen sich nicht, wohnen in unterschiedlichen Städten. Man schätzt beide Personen, kennt ihre besten Seiten und ihre Schlechten. Man möchte irgendwie, dass sich beide mögen.

###

Also liebe Freunde, lasst mich euch vorstellen.
Wir hätten auf der einen Seite, den Verein aus dem Norden. Aus der schönsten Stadt Deutschlands, wie Sören Bertram jüngst sagte. Der Verein hat eine tolle Fanbase, die bis zum letztem Atemzug zu ihrem Verein halten würde und auch bei unerwarteten Rückschlägen den Kopf oben behält. Im Mai dieses Jahres wurde das bitter nötig. Als der erste Abstieg der Vereinsgeschichte unausweichlich wurde, erhoben sich die Fans und zeigten ihre Liebe zum Verein.
Lieber Freund aus dem Norden, auch mein Freund aus dem Erzgebirge kennt das. Abstiege kennt der Bergarbeiterverein leider gut. Mit dieser Gefahr leben der Verein und seine Fans Jahr ein, Jahr aus. Denn man arbeitet immer nah am Limit. Der Kampf gegen den Abstieg ist ein Teil der Identität geworden. Wer nicht bereit zum Kämpfen ist, bekommt in Aue Probleme. So wissen auch die Fans den Einsatz zu schätzen. Als der letzte Abstieg feststand, entschieden sich auch in Aue und Umgebung viele für eine Mitgliedschaft. Der Verein widmete seinen Fans anschließend sogar seine Trikotbrust für eine Saison.
Ihr seht, leidensfähig sind beide Fangruppen. Und das müssen sie auch sein.
Mein Freund aus dem Norden hatte lange keinen Grund zur Freude. Jahr um Jahr ging es abwärts. Trainer um Trainer konnte nichts daran ändern. Die Gründe waren vielfältig. Nicht den einen Hebel konnte man betätigen, der alles verändern sollte, obwohl man es so oft versuchte. So schien, was man auch versuchte, doch nur ein Ergebnis möglich. Die Spirale führte nach unten in die zweite Liga. Und nun hoffen alle, dass man wie ein Phönix aus der Asche aufsteigt.
In Aue scheinen nur kleine Freuden das Leben erträglich zu machen. Im permanenten Abstiegskampf spielen einzelne Siege eine wichtige Rolle auf dem Punktekonto und im Kopf. Nah am Abgrund zu stehen ließ aber auch die Ansprüche sinken. Oder ist das Leben am Abgrund das Einzige was man hat? So richtig einig sind sich die Fans da nicht. Sollte man dankbar sein für das was man hat oder nach mehr streben? Die Fans spalten sich daran, sowie am Präsidenten. Doch ich will das Nordlicht nicht abschrecken. Wobei … was sollte da noch schocken können?

Es ist, das lasst mich offen sagen, mit euch beiden nicht immer leicht. Aber das ist es mit niemandem. Vielleicht findet ihr ja ein paar Gemeinsamkeiten. Es gäbe noch soviel zu erzählen.

###

Es gab schon einmal ein Spiel beider Mannschaften. Es war ein Pokalspiel im Jahr 2000, es endete 0:3 für den HSV. 18 Jahre ist das her. Seit dem spielte man nur aneinander vorbei.
Und ich hätte nicht gedacht, dass man sich mal in der selben Liga trifft. Nun ist es soweit.
Die Hamburger reisen ins beschauliche Aue. Glück auf!