26.Spieltag: Geschichte und Geschichten im Schatten der Burg

Geschichte und Geschichten im Schatten der Burg
Rund 1000 Jahre alt thront die Burg über Nürnberg und ist Zeitzeuge von reichlich Geschichte aus alten aber auch aus jüngeren Zeiten. Im letzten Jahrhundert Ort größter Nazi-Aufmarsche und ihres Größenwahns, wie auch der Prozesse, die ihnen gemacht wurden. Auch in Sachen Fußball machte die Stadt in Franken im letzten Jahrhundert in großem Stil von sich reden.

Der 1. FC Nürnberg, die „Clubberer“, sind mir aus meiner Kindheit noch als „der Rekordmeister“ aus aller Reporter Munde in Erinnerung – ehe sie ihr Nachbar aus dem bajuwarischen Süden 1987 überholte. Allerdings kenne ich die Nürnberger auch nur als Rekordmeister, dessen Erfolge schon damals sehr lange vergangen waren, vor allem in der Vorkriegszeit lagen. Eine Meisterschaft erreichten die einstmals so erfolgreichen Franken zu meinen Zeiten auf Erden nicht. Aus diesen Jahren schmückt lediglich (aber immerhin) der DFB-Pokal von 2007 die vereinseigenen Vitrinen.

In meiner Frühphase am Millerntor ist mir der „Clubb“ aus der Saison 90/91 noch unschön in Erinnerung. Zu unseren Helden, die unter Helmut Schulte die Bundesliga erreicht und gehalten hatten, gehörten Legenden wie Thomforde, Ippig, Zander oder Golke. Die Truppe war damals gut in die Saison gestartet und schaffte es weitgehend über dem ominösen Strich zu bleiben. Am drittletzten Spieltag aber rutschten die Jungs endgültig auf Platz 16 und stiegen nach der Relegation gegen die Stuttgarter Kickers (im dritten, im Entscheidungsspiel auf Schalke) ab. Danach verließen nach langen Jahren die Ikonen Zander, Trulsen und Golke den FC. Golke ging nach Nürnberg – ausgerechnet! Warum „ausgerechnet“? Die Nürnberger verbrachten mehr als die Hälfte der Saison auf Abstiegsrängen und verdrängten erst kurz vor Saisonende unseren FC vom rettenden Ufer. Dazu beigetragen hatten damals namhafte Spieler wie Eckstein oder Dorfner, die man in der Winterpause zurückgeholt hatte - von Geld, das man nicht eigentlich nicht hatte. Die Folgen davon stürzten den Verein in erhebliche Turbulenzen. Das alles half aber dem FC St. Pauli nichts mehr (der, das gehört zur Wahrheit dazu, in jenen Jahren auch nicht eben ein Paradebeispiel sorgfältigen Wirtschaftens war).

Das erste Mal, dass ich die Nürnberger positiv assoziiere, hat dann allerdings mit einem Aufstieg zu tun: 2001 köpfte beim Mitaufsteiger in Nürnberg der unvergessene Deniz Baris mit seiner Lockenpracht den zu Saisonbeginn als sicheren Abstiegskandidaten gehandelten FC St. Pauli in die Bundesliga. Schlichtweg geil! Noch heute ein fettes Danke für diese sensationelle Saison an Didi Demuth und seine Jungs, zu denen Legenden wie Patschinski, Meggle, Rahn, Bajramovic oder Klasnic zählten und natürlich ein gewisser Holger Stanislawski.

Und heute? Auch in der Gegenwart kann der Weg zum Aufstieg über Nürnberg führen. Nicht nur, dass wir als Tabellenführer am kommenden Spieltag einen weiteren großen Schritt machen können. Die Nürnberger können vielmehr das entscheidende Zünglein an der Waage spielen: Mit uns, Kiel und Paderborn empfangen die Nürnberger noch die aktuellen Ersten, Zweiten und Sechsten und reisen noch zum aktuellen Vierten nach Düsseldorf und am letzten Spieltag schließlich haben sie die Chance, unserem Nachbarn, dem einstmaligen Dino zur Auferstehung zu helfen, diesmal als Dino von Liga 2.
Aber den Nürnbergern offenbaren die direkten Duelle bei aktuell 5 Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz natürlich auch noch alle Chancen, sich selbst mit einer Siegesserie gegen die Konkurrenten in den Fahrstuhl in Richtung Oberhaus zu zwängen. Solange sie das nicht ausgerechnet schon am kommenden Wochenende gegen uns machen, soll mir das so wurscht sein, wie eines der kleinen Nürnberger Würschtel aus dem Hause Hoeneß.

Besonderes Augenmerk dürfte der frisch verlängerte „The Huerz“ bei der Vorbereitung auf das Spiel der Frage widmen, wie Nürnbergs Shooting Star Can Uzun zu stoppen sein könnte. Der 18jährige, schon als millionenschwerer Abgang gehandelte, Uzun liegt aktuell bei 16 Saisontoren – wettbewerbsübergreifend. Eine ohnehin schon schwere Aufgabe, die angesichts der sich auftürmenden Verletzungssorgen in unserer Defensive nicht leichter wird.
Aber Heerführer Hürzeler wird schon einen Plan entwickeln, mit dem seine Truppen um Irvine, Hartel und Co. die altehrwürdige Burg erobern und schleifen können.

Drei Punkte für die Guten! Auf geht’s, ihr Jungs in Braun!
Эта статья в последний раз редактировалась geestler 11 марта 2024 г. на 13:17 Часов