19. Spieltag: VfB Stuttgart - RasenBallsport Leipzig

Es ist der siebte Spieltag der Bundesligasaison 23/24. Der VfB Stuttgart mischt die Tabellenspitze auf und befindet sich dank einem gewissen Herrn Guirassy in bestem Fahrwasser. Zwar hat man am 2. Spieltag von RB böse auf die Nase bekommen und wurde in der Ferne eingeschult, aber alle anderen Spiele wurden gewonnen.
Eine bemerkenswerte Saison zeichnet sich ab. Und irgendwo im Ruhrgebiet sitzt ein übergewichtiges Kellerkind und schreibt „abwarten, die können sich da oben nicht halten.“.

Dieses Kellerkind bin ich.

Und bisher straft der VfB mich Lügen. Bis Spieltag 13 verlor man 3 mal, konnte aber alle anderen Spiele für sich entscheiden.
Auch jetzt, zu Spieltag 2 der Rückrunde, sitzt man weiter auf Platz 3 der Tabelle.

Doch der Schein trügt. Nur eines der letzten fünf Spiele wurde gewonnen. Gegen Leverkusen konnte man sich ein achtbares Unentschieden erkämpfen, bekam von den Bayern erwartbar auf die Mütze – und unterlag selbst Gladbach und Bochum.
Seit einigen Spieltagen ist der Wurm drin beim VfB.

Ein Faktor hierfür ist sicherlich, dass Herr Guirassy der einzige It-Faktor ist, den der VfB aufweisen kann. Kurzum: Trifft Guirassy nicht, verliert Stuttgart. Bei allen Niederlagen, die man bisher hinnehmen musste ( mit Ausnahme des Hinspiels gegen RB ), hat der werte Herr kein Tor beigesteuert ( Fairerweise: Außer gegen die Bayern war er bei allen Niederlagen verletzt, oder jetzt eben beim Afrika Cup ).

Am Ende steht und fällt also die Leistung des VfB mit Guirassy. Fun Fact: Nur gegen Frankfurt und Köln konnte man siegen, ohne, dass Guirassy getroffen hat.

Was sagt das nun also für das kommende Spiel aus?

Die Mathematik ist einfach:

Wir haben das Hinspiel 5:1 gewonnen. Guirassy ist nicht am Start. Stuttgart hat nur 4 Punkte aus 5 Spielen holen können.

Alles deutet auf einen klaren Sieg von RB Leipzig hin.

Alles? Nicht ganz.

Dass Stuttgart noch Platz 3 inne haben darf, liegt vor allem an 2 Faktoren: Der eine Faktor ist schwarz-gelb und hat eine merkwürdige Hinrunde gespielt – und der andere Faktor sind wir. Nur, weil Dortmund und Leipzig ihrer Form hinterher laufen/liefen, ist Stuttgart überhaupt noch oben mit dabei.
Und das kommt nicht von ungefähr. Wir hatten jetzt zweimal den Matchball, an den Schwaben vorbeizuziehen. Beide ließen wir liegen. Gut, die Gegner waren die bissigen Frankfurter und das Maß der Stunde, die Jungs mit dem Kreuz auf der Brust, aber dennoch: Wir haben zweimal das Nachsehen gehabt.

Gegen Leverkusen wusste man zu überzeugen. Die Tabellenführer kamen gar nicht richtig in die Partie, man führte früh – nur, um dann an Intensität nachzulassen und zu erlauben, dass Bayer wieder ins Spiel zurückfinden konnte. Noch ein bisschen Glück, hier ein bisschen Pech – und schon hat man das Hinspiel wiederholt.

Zwar konnten wir vorher gegen Dortmund und Hoffenheim Achtungserfolge erringen, gegen Bremen und Frankfurt hatte man dann aber wieder Chancenwucher in Reinform, auch gegen Leverkusen konnte man den Fokus nicht über 90 Minuten behalten.

Und so langsam greift er um sich, der eiskalte Hauch im Nacken. Krise. Was ist los bei RB? Schon mehren sich die Stimmen, die alles in Frage stellen. Je nachdem, welches Medium man konsumiert, könnte man meinen, wir würden mit Ach und Krach Europa-League Plätze erreichen wollen, obwohl wir mit einem Sieg auf Platz 3 aufrücken können. Leipzig kann vieles, Durststrecken und Rückschläge verdauen und ertragen gehört aber nicht unbedingt zum Skillkoffer des geneigten Leipzig-Fans. Zumindest je nach Medium.

Und bei allem Zynismus ist eine Sache klar: Es läuft etwas schief. Zwar hat man gegen die Bayern unentschieden spielen können, mit Dortmund, Freiburg und Hoffenheim die Konkurrenz um die CL solide besiegen können und nur gegen Leverkusen und Frankfurt verloren – zu oft hat man gegen Kellerkinder nur mit Ach und Krach die Punkte holen können, oder, wie gegen Mainz und Bochum, nicht mal das geschafft.

Es ist eine besondere Saison für RB. Man hat mit Szoboszlai, Nkunku und Gvardiol gleich drei tragende Säulen abgeben müssen. Nachdem man sehr, sehr, sehr lange auf Eberl gewartet hat, war sein Engagement bei uns kürzer, als so manche Angelino-Leihe. Und als ob das nicht genug wäre, verletzen sich mit Orban und Olmo gleich zwei absolute Leistungsträger langfristig. Olmo ist wieder da, Orban noch auf dem Weg.

Erwarten wir zu viel? Das muss an anderer Stelle diskutiert werden.

Und doch entscheidet das kommende Spiel nicht nur über den Inhaber des dritten Tabellenplatzes. Eine weitere Niederlage, ja sogar ein Unentschieden, würde den Eindruck von Krise legitimieren und wahr machen – denn für einen CL Teilnehmer sind 5 Punkte aus 5 Spielen nichts, was man einfach so hinnehmen kann. Zumindest nicht, wenn man Ambitionen hat, was ja zumindest bisher immer unsere Stärke war.
Auch hilft es nicht, dass die, die uns verfolgen, Meter machen. Dortmund hat beide Spiele in 2024 gewonnen, hat uns wieder eingeholt und steht nur ob des Torverhältnisses hinter uns. Auch die Eintrag wurde noch nicht geschlagen ( wozu wir unseren Teil beigetragen haben ), Freiburg ist ebenfalls gut ins Jahr gestartet. Zwar sind die SGE und der SCF noch sehr weit von uns entfernt – aber das war auch der BVB vor zwei Wochen. Es kann also schnell gehen.

Wie also reagieren auf die Situation?

Nun, eigentlich bleibt nichts anderes übrig, als überzeugend auf Sieg zu spielen. Ein Unentschieden kann uns nicht genug sein. Nicht, wenn unser Kontrahent ebenfalls in den Seilen hängt, seine Lebensversicherung nicht am Start ist und nur einen Punkt Vorsprung hat.

Ein Sieg muss her, alles andere ist Nebensache.

Immerhin scheint Dani Olmo wieder fit genug zu sein, um von Beginn an zu spielen. Das verschafft uns ein enormes Upgrade. Unser Winterneuzugang Elmas hat bisher nur kurze Einsätze bekommen, die sahen aber vielversprechend aus.

Mit folgender Elf würde ich also gegen die Schwaben antreten wollen:

Blaswich – Raum, Lukeba, Klostermann, Simakan - Schlager, Elmas – Olmo, Xavi – Sesko, Openda

In diesem System wäre Elmas ein Hybrid aus Sechser und Achter, mit ein wenig mehr Betonung auf Letzterem. Möglicherweise kommt sein Einsatz noch etwas früh – aber ich würde es mal versuchen wollen. Ansonsten wäre hier natürlich Kampl prädestiniert.

Nun sind es aber auch genug der Worte. Es zählen nur drei Punkte. Nichts anderes.

Lasst uns gar nicht erst darüber sprechen müssen, was passiert, wenn man aus drei Spielen null Punkte holt.

Sport frei!