27. Spieltag: Borussia Dortmund - VfL Wolfsburg

Auswärtsspiel in Dortmund. Wie ich im gegnerischen STT schon geschrieben habe: Waren die Bayern noch ein Zahnarztbesuch mit angekündigter Wurzelkanalfüllung, geht´s jetzt quasi nahtlos weiter zum Urologen. Der BVB, nach den Bayern wohl das momentan mit Abstand stärkste Team der Liga, hat zwar in letzter Zeit eine kleine Schwächephase eingelegt, aber dennoch alle Chancen auf die Meisterschaft, und dementsprechend geriert man sich zumindest bei den Dortmunder Fans auch überwiegend. Ich lese drüben von „Schonungen“, Ergebnissen mit drei Toren Unterschied und mehr – Wäre doch gelacht, wenn wir nach der knappen Niederlage im Hinspiel diesmal nicht noch mehr mitnehmen können.

Man ist bei Schwarz-Gelb nach dem Last-Second-Sieg in Berlin momentan punktgleich mit dem Tabellenführer aus München, liegt mit einer um sieben Tore schlechteren Tordifferenz allerdings doch relativ deutlich auf Platz zwei der Tabelle. Blöderweise wurde diese Wende eingeleitet mit dem wohligen 0:6, das wir uns in München geleistet haben, weswegen man in Dortmund nicht überall gut auf uns zu sprechen sein dürfte. Obwohl wir aus Fairnessgründen jetzt eigentlich auch 0:6 in Dortmund verlieren müssten, spricht die Serie des BVB momentan eher nicht für eine triumphale Vorstellung gegen unsere Wölfe, außerdem wirft bereits jetzt der Liga-Kracher gegen den FCB seine Schatten voraus und dürfte deutlich mehr elektrisieren als das Duell mit der „grauen Maus“ VfL. Ob das für uns ein Vorteil sein kann? Ich hoffe es zumindest, denn wir brauchen alles Glück dieser Erde, um die 90 Minuten in Dortmund einigermaßen unbeschadet zu überstehen.

Sancho, Reus und Co. beherrschen es, eine Mannschaft in Sekundenschnelle zu filetieren, als wäre es die pure Leichtigkeit des Seins. Die Spieler des BVB sind mehrheitlich technisch extrem beschlagen, verdammt schnell und, so nebenbei, auch noch ähnlich torgefährlich wie die Bayern. Dazu sprechen wir mit Lucien Favre über einen Trainer, der sowohl das aggressive Pressing mit blitzschnellem Umschaltspiel als auch dominanten Ballbesitzfussball beherrscht und situativ einsetzen kann. Jadon Sancho ist ein Juwel, das sich gerade im Schliff befindet, Reus und Götze begnadete und in der Vergangenheit vielleicht verkannte Fussballer, Delaney und Witsel räumen an guten Tagen das gesamte gegnerische Mittelfeld ab und in der IV ist beispielsweise ein Zagadou ein Gegner auf Weghorst-Niveau. Über Hakimis Schnelligkeit und Guerreiros technische Beschlagenheit, über Akanji, Edeljoker Alcacer und Torwart Bürki, der eigentlich durchweg mindestens solide Leistungen bringt, ist da noch gar nicht gesprochen. Der Kader liest sich fast schon furchterregender als der der Bayern, muss ich gestehen, allerdings gibt es einen deutlichen Unterschied: Er ist jünger, viel jünger. An uns ist es also, zu hoffen und darauf hinzuarbeiten, das Pendel der Genialität der Dortmunder Jungstars hin zur Fahrigkeit ausschlagen zu lassen, indem wir einen couragierten Auftritt vor allem in der Verteidigung hinlegen. Favres Teams erzielen stets deutlich mehr Tore als eigentlich vorhersehbar ist, insbesondere, da sie durch unglaublich schnelle Kombinationen immer einen Spieler derart freilegen können, das dieser beinahe unbedrängt abschließen und, meistens, auch treffen kann. Hier ist Bruno gefragt, die Mannschaft genau hierauf vorzubereiten und dafür zu sorgen, das Koen so selten wie möglich ins 1:1 mit einem Dortmunder gehen muss. Schafft man dies nicht, steht es schnell 0:1 oder 0:2 und der BVB kann den Vorsprung verwalten.

Komplett ausschalten werden wir den BVB nicht können, so funktioniert das Spiel nicht. Gegen Bayern wurde das Ganze mit absehbar niedrigem Erfolg versucht, am Ende hats uns unsere Tordifferenz ruiniert und die Fans nicht nur des VfL auf die Barrikaden gebracht – Zu Recht. Spiele gegen die Top-Teams der Liga mögen für uns Bonusspiele sein, allerdings muss man sie dann auch so angehen. Es muss alles stimmen, um gegen diese Teams zu bestehen, und jeder Einzelne muss an die Grenzen seines Potentials gehen – Einerseits, um so wenige Tore wie möglich zu kassieren, andererseits aber auch, um die wenigen Chancen, die wir bekommen werden, auch zu nutzen. Weghorst ist, ganz ähnlich wie die Dortmunder Mannschaft, nicht rund um die Uhr zu bewachen und prädestiniert für hohe Bälle in den Strafraum. Zudem verfügt man mit Steffen und Mehmedi über Spieler, die auch flach für dauernde Gefahr sorgen können, insbesondere als schnelle Stoßspieler hinter die Dortmunder Abwehrreihen, die diese Saison gefährlich hoch stehen, um den Gegner non-stop in der eigenen Hälfte einzuschnüren. Hat bei Lukebakio super geklappt, also warum sollte man sich daran nicht orientieren? Schafft man es, den Dortmunder Aufbau schnell zu stören, erwischt man den BVB immer noch auf dem falschen Fuß, da für die Spielweise Favres vielbeinige Unterstützung in Ballnähe von Nöten ist – Diese Beine fehlen dafür allerdings hinten, wenn man es tatsächlich einmal schafft, irgendwo anders als vom BVB beabsichtigt in Ballbesitz zu kommen.

Für uns könnte ein Sieg in Dortmund Gold wert sein. Leverkusen und Hoffenheim nehmen sich am Samstag gegenseitig die Punkte weg, als würden wir zumindest einen Konkurrenten um das internationale Geschäft mit drei Punkten distanzieren, dazu könnte Leipzig die Hertha auf Distanz halten, und etwas Hoffnung darf in Mainz gesetzt werden, auch wenn ein Auswärtsspiel in Bremen sicherlich ein hartes Brett darstellt. Auch Frankfurt muss gegen Stuttgart erst noch gewinnen. Es ist also alles bereitet, falls, und auch nur falls, wir die Sensation gegen Dortmund schaffen. Damit könnte man auch den 5:2 Heimsieg gegen die Fortuna mit den überragenden fünf Minuten des Wout Weghorst vergolden. Auch hier war natürlich nicht alles Gold, was glänzt, aber schlussendlich war der Sieg grundsätzlich verdient, wenn vielleicht auch nicht in dieser Höhe. Man hatte allerdings auch einen Gegner vor der Brust, der trotz horrenden Rückstandes nie aufgehört hat, Fussball spielen zu wollen. Etwas, das ich auch vom BVB in dieser Form erwarte, mich allerdings bei einem Aufsteiger doch eher überrascht hat. Natürlich hat man auch gegen Düsseldorf deutlich mehr Chancen zugelassen, als eigentlich für höhere Ziele notwendig und angemessen wäre, und man darf sich glücklich schätzen, „nur“ den Freistoß von Ayhan kassiert zu haben, bevor Wout zur Topform auflief. Das muss am Samstag deutlich besser werden, denn Dortmund wird nicht ansatzweise so gnädig mit seinen Chancen umgehen. Allerdings ist mir in der Länderspielpause auch die Erinnerung daran abhanden gekommen, wer so alles verantwortlich war für die großen und kleinen Chancen der Fortuna.

Bürki
Hakimi – Diallo (Zagadou) – Akanji – Wolf
Witsel
Guerreiro - Götze – Reus – Sancho
Alcacer

Hakimi und Wolf sowie Guerreiro und Sancho wären dabei etwas nach vorn gezogen, das ist in Word nur leider graphisch schlecht darstellbar. Reus fehlt anscheinend definitiv nicht, Witsel, Götze und Alcacer sind, zumindest nach Dortmunder STT, wieder im Training dabei und könnten eine Option gegen uns sein, aufgestellt habe ich sie allemale. Pisczek fehlt, Stand heute, sicher gegen uns. Weiteres dürfte erst ersichtlich sein, wenn die abgestellten Nationalspieler wieder im Ruhrpott eintrudeln – Das dienstägliche Training war nach Medienberichten ja eher eine kuschlige Angelegenheit mit drei Torhütern und sieben Feldspielern.

Casteels
Roussi – Brooks – Knoche – William
Guilavogui
Arnold – Gerhardt
Brekalo – Mehmedi
Weghorst

Ginni ist zwar im Mannschaftstraining, Dortmund dürfte allerdings noch zu früh kommen, genau so geht es Azzaoui, auch Camacho fehlt definitiv. Ansonsten: Volle Pulle voran. Bruno freut sich inzwischen, dass das Team freiwillig Extraschichten im Kraftraum einlegt, und genau so sollte dann auch das Spiel aussehen. Wir haben mit Roussi, Brooks, Knoche, Maxi und Gui die Spieler, um Dortmunds Offensiven den Spaß am Spiel zu nehmen, und mit Brekalo und Mehmedi auch Spieler, die den durchweg gefährlichen Wout Weghorst vorne mit Zuspielen versorgen oder selbst nach Vorne durchdringen können.

Zwischen beiden Teams gab es bisher 47 Begegnungen mit 93 zu 57 Toren pro BVB. 25 Dortmunder Siegen stehen 10 Wolfsburger Erfolge und 12 Unentschieden gegenüber. In Dortmund gab es für uns bisher 4 Siege, 6 Unentschieden und 14 Niederlagen bei 28:52 Toren. Allerdings, und an dieses Spiel erinnere ich mich gerne: In Dortmund haben wir auch Felix ersten Erfolg mit uns klar gemacht, den Einzug in den UEFA-Cup. Ein 4:2 ebnete uns am 34. Spieltag der Saison 2007/2008 den Weg nach Europa. Trainer in Dortmund war damals übrigens Thomas Doll – Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Allen Wölfen eine sichere Anreise nach Dortmund. Ob wir drei Punkte mitnehmen weiß ich nicht, für Tore dürfte aber auf beiden Seiten gesorgt sein. Aus persönlicher Erfahrung (2008 war auch ich dabei) kann ich nur sagen: An die Stimmung im Dortmunder Stadion reicht kein anderer deutscher Verein heran. Wer noch nicht in diesem Stadion war, sollte das unbedingt mal nachholen. Die Allianz Arena ist für mich genau so Sinnbild für quasi seelenlose Erfolgsverwöhntheit wie das Westfalenstadion für wahre Fanliebe und erstklassige Stimmung. Mir hat der erste „Termin“ im Stadion damals eine kleine Gänsehaut verpasst, und obwohl ich es bis heute nicht mehr geschafft habe, bei einem Auswärtsspiel unseres VfL im Pott dabei zu sein, steht Dortmund doch jedes Jahr wieder auf der Liste der Spiele, die ich anpeile. Genießt es, auch wenn dabei spielerisch vielleicht nichts herausspringt – Für solche Partien spielen wir Bundesliga!

Steht auf, wenn ihr Wölfe seid!
Эта статья в последний раз редактировалась Tara_noastra 26 марта 2019 г. на 19:05 Часов

Seit 2008 hat sich in Sachen Atmosphäre dort aber viel getan und nicht zum Positiven. Die Flut an Eventies nach den Erfolgen Anfang der 2010er Jahre hat sich spürbar negativ auf die Stimmung ausgewirkt. Einige scheinen dort sehr erfolgsverwöhnt zu sein sodass man sie bei durchschnittlichen Spielen wohl wenig für den Support begeistern kann. Dazu kommt die schwierige Koordination einer so riesigen Tribüne wie der Süd. Das alles trägt dazu bei dass die dortige Stimmung bei normalen Spielen mittlerweile nicht mehr so beeindruckend ist. So sehen es zumindest die für den Support dort verantwortlichen Leute. Ich selbst war in den letzten Jahren mehrfach dort und kann das so bestätigen. Selbstredend immernoch besser als ein normales Heimspiel bei uns aber die von dir erwähnte Spitzenplatzierung haben sie deutschlandweit mit Sicherheit nicht mehr inne was das Thema Stimmung angeht.

Das mit dem "Rumtreten" ist eh absoluter Blödsinn. Aber wenn die eigenen Spieler bei jeder Berührung niedersinken, als hätte man ihnen 'nen Vorschlaghammer in die Beine gekloppt, ist es erfahrungsgemäß schwer, objektiv zu bleiben. Exemplarisch dafür erstmal Guerreiro, der mehr am Fuß gestriffen als richtig getroffen wurde, sich dann am Boden wälzt, als ob ihm der Fuß zertrümmert wurde, nur um kurz danach wieder rumzuflitzen als wäre nie was gewesen. Selbiger war dann ja auch an der Szene beteiligt, bei der mir sofort klar war, dass der BvB ab sofort versuchen wird, Freistöße am Strafraum rauszuholen, weil der Schiri die den BvB auch im Zweifelsfall geben wird, nämlich als Guerreiro im MF gehalten wurde, aber weiterläuft und später dann von William, der ganz klar den Ball spielt, aufgehalten wurde. Das war niemals ein Foul und der Schiri hätte hier allenfalls das Foul in MF pfeifen dürfen, weil der Vorteil hier keiner war. Dass er dann aber William zurückpfeift und dem BvB einen aussichtsreichen Freistoß schenkt...tja...jedenfalls war klar, dass der BvB ab sofort versuchen würde, weitere solcher Freistoßsituationen "herauszuholen". Anders hätte man wahrscheinlich keine Möglichkeiten mehr bekommen. Und als Alcacer dann nach einem leichten Kontakt zu Boden geht, als hätte Brooks ihm die Beine gebrochen, wusste ich sofort zwei Sachen: 1. kein Foul und 2. der Schiri wird ihn trotzdem geben. Dass der Schiri den Mindestabstand der Mauer dann auch noch mal eben um über 1m erhöht, passte da auch ins Bild.

Generell wurde im Zweifelsfall fast immer zugunsten des BvB entschieden, was in einigen Einwurf- und einer Eckballsituation eher eine Fehlentscheidung war.

Natürlich lag es gestern nicht nur daran. William muss bei seinem Schüsschen in der ersten HZ querlegen, dann steht's wahrscheinlich 0:1. Dann gab es auch einige Kontermöglichkeiten, die einfach verschleppt wurden, weil man zu sehr auf Sicherheit bedacht war. Und wenn ein Freistoß in die Mauer geschossen wird, ist es dann auch eher ein Abwehrfehler, wenn der Ball durch die Mauer durchgeht, auch wenn der Ball hart geschossen wird. Casteels sah da zwar etwas blöd aus, aber so spät, wie er hier den Ball sieht, kann er da nicht mehr viel machen.

Insgesamt sehr schade, dass man das Spiel in den Schlussminuten noch verliert. Man hatte das Spiel insgesamt im Griff und steht am Ende mit 0 Punkten da. Es war mehr drin, aber am Ende entscheidet ein eher geschenkter als berechtigter Freistoß das Spiel...