14. Spieltag: FC Viktoria Köln - 1.FC Magdeburg

Am Freitag steht für die Größten der Welt um 19.00 Uhr ein Auswärtsspiel in der nach Berlin, Hamburg und München viertgößten Stadt Deutschlands auf dem Programm.

Das Köln eine richtige Fußballhochburg ist, dass brauche ich euch als Fußballinteressierten nicht erzählen. Bereits in der Saison 1961/62 konnte die Stadt sich über die erste Deutsche Meisterschaft freuen. Später kamen noch zwei weitere Titel (1964, 1978) sowie vier Erfolge im DFB-Pokal (1968, 1977, 1978 und 1983) hinzu. Alle gingen auf das Konto des 1. FC Köln. Und schon immer haben sich die anderen Mannschaften in der Domstadt extrem schwer getan, aus dem übermächtigen Schatten der Geißböcke zu treten. So hat sich bis heute eigentlich noch nie ernsthaft die Frage nach der Nummer 1 im Kölner Fußball gestellt. Ebenso klar war allerdings lange Zeit auch, wer hinter dem Effzeh die zweite Geige spielt. Diese Rolle kam dem 1948 gegründeten SC Fortuna Köln zu, der von 1974 bis 2000 auf 26 Spielzeiten in der 2. Bundesliga zurückblicken kann und in der Ewigen Tabelle immer noch den fünften Platz belegt. 1973/74 gehörte der SC sogar der 1. Bundesliga an und stieg am Ende nur wegen des schlechteren Torverhältnis ab. Seitdem die Fortuna aber nach fünf Spielzeiten in Folge in der Saison 2018/19 den bitteren Gang aus der Dritten Liga in die RL West antreten musste, zeichnet sich immer mehr eine Wachablösung ab. Zumal genau in dieser Spielzeit ein anderer Verein aus der Domstadt den Sprung in Liga 3 schaffte. Und damit sind wir auch schon beim Gegner angekommen.

Der FC Viktoria Köln 1904 e.V. ist ein Fußballverein aus dem rechtsrheinischen Kölner Stadtteil Höhenberg. Obwohl die Jahreszahl im Vereinsnamen eine lange Historie suggeriert, so hat der FC allerdings nicht viel mit dem Klub zu tun, der seinerzeit nach der Jahrhundertwende gegründet wurde. Das war nämlich am 1. Juli 1904 der FC Germania Kalk. Danach kam es im Laufe der Zeit zu zahlreichen Fusionen, bis schliesslich am 22. Juni 2010 der heutige Klub als Nachfolger des insolventen SCB Viktoria Köln gegründet wurde. In der Saison 2011/12 wurde die Mannschaft mit einem Punkt Vorsprung auf die Sportfreunde Siegen Meister der damals fünftklassigen NRW-Liga und stieg damit direkt in die RL West auf, wo man auf Anhieb einen respektablen sechsten Platz erreichte. In den folgenden drei Spielzeiten etablierte man sich mit den Rängen 4 (13/14), 3 (14/15) sowie 3 (15/16) in der Spitzengruppe der RL West. In der Saison 2016/17, gewannen die Kölner dann zum ersten mal die Meisterschaft. Der Vorsprung auf die beiden ärgsten Verfolger Dortmund und Gladbach II betrug neun bzw. 10 Punkte. In der Aufstiegsrelegation zur Dritten Liga traf die Viktoria auf den Staffelsieger der RL Nordost, den FC Carl Zeiss Jena. Nach einer 2:3 Heimniederlage im Hinspiel konnte man zwar die zweite Partie gegen den dreimaligen Meister der ehemaligen DDR mit 1:0 für sich entscheiden, aufgrund der Auswärtstorregel stiegen aber am Ende die Thüringer auf. 2017/18 wurde man Vizemeister hinter dem KFC Uerdingen 05.

In der Saison 2018/19, stand die Viktoria ab dem 13. Spieltag immer auf Platz 1 in der Liga und lange Zeit deutete alles auf einen erneuten Titelgewinn der Kölner hin. Als die Mannschaft allerdings am vorletzten Spieltag ihr Auswärtsspiel beim späteren Absteiger SV Straelen mit 2:0 verlor, betrug der Vorsprung auf den Zweitplatzierten Rot-Weiß Oberhausen (der mit 0:1 in Lippstadt gewonnen hatte), plötzlich nur noch einen Punkt. Und obwohl die Viktoria immer noch Tabellenführer war, wurde Trainer Patrick Glöckner, der aktuell Coach beim SV Waldhof Mannheim ist, entlassen. Er wurde - für den letzten Spieltag - vom Weltmeister von 1990, Jürgen Kohler, ersetzt. Dieser hatte unmittelbar davor als Cheftrainer der A-Jugend mit der Viktoria den Aufstieg in die A-Junioren Bundesliga gefeiert. Für mich war das damals eine Kurzschlusshandlung über die ich auch noch heute nur mit dem Kopf schütteln kann. Am letzten Spieltag sicherte man sich mit einem 1:0 Erfolg über Borussia Mönchengladbach II die Meisterschaft. Es hätte allerdings auch ein Unentschieden gereicht, da der frühere Bundesligist (1969 bis 1973) RW Oberhausen, zu Hause nicht über ein 3:3 über den SV Verl hinauskam. Und damit war als Meister der langersehnte Aufstieg in die Dritte Liga und der bis dahin größte Erfolg in der Vereinsgeschichte perfekt. Darüber hinaus gewann die Viktoria noch fünfmal den Mittelrheinpokal (2014, 2015, 2016, 2017 und 2021).

In der Spielzeit 2019/20 holte die Viktoria unter der Leitung von Trainer Pavel Dotchev 51 Punkte aus 38 Spielen und belegte damit den 12. Platz in der Abschlusstabelle. Vor der letzten Spielzeit 2020/21, wurde die Viktoria von vielen als Geheimfavorit für den Aufstieg in die 2. Bundesliga gehandelt, konnte dieser Rolle allerdings nie gerecht werden. Nachdem der Verein nach zwei Heimniederlagen hintereinander bis auf Platz 14 abgerutscht war, wurde Dotchev ab dem 22. Spieltag durch Olaf Janßen ersetzt. Am Ende wiederholten die Höhenberger mit 51 Punkten und dem 12. Tabellenplatz ihr Ergebnis aus der Vorsaison.

Trainer Olaf Janßen, der zwischen 1985 und 2000 259 Spiele für den 1. FC Köln sowie Eintracht Frankfurt bestritt, hat übrigens als Trainer auch eine schwarz-gelbe Vergangenheit. Von September 2013 bis Juni 2014 trainierte er Dynamo Dresden, stieg aber mit der Mannschaft von der 2. Bundesliga in die Dritte Liga ab. Wenn man sich mit der Geschichte des FC Viktoria Köln beschäftigt, kommt man an einem Namen nicht vorbei: Mike Wunderlich. Der gebürtige Kölner war maßgeblich an den Erfolgen von Viktoria Köln beteiligt. So wurde er in der Saison 2011/12 mit 32 Toren in 34 Spielen Torschützenkönig der NRW-Liga und stieg mit den Höhenbergern in die RL West auf. 2016/17 war er mit 29 Treffern der beste Torjäger in dieser Spielklasse. In 297 Spielen für die Viktoria erzielte er 173 Treffer. Er war seit Jahren das Aushängeschild der Kölner und umso überraschender kam für viele sein Wechsel zum 1. FC Kaiserslautern, für den aber ausschließlich private und persönliche Gründe ausschlaggebend waren: Mega-Schock für Viktoria Köln: Mike Wunderlich wechselt zu Liga-Konkurrent. Welch hohen Stellenwert die Vereinsikone bei der Viktoria nach wie vor hat, konnte man Mitte August vom Ex-Löwen und Viktoria-Neuzugang Aaron Berzel im Löwenpodcast erfahren: "Mike Wunderlich ist bei der Viktoria eine absolute Legende und sein Platz in der Kabine ist immer noch frei und so schnell wird da auch kein anderer sitzen", so Berzel.

Der Saisonstart der Höhenberger war alles andere als zufriedenstellend. Nach einer 1:2 Auswärtsniederlage zum Auftakt beim Aufsteiger Viktoria Berlin, kam man am zweiten Spieltag vor eigenem Publikum nicht über ein 1:1 Unentschieden hinaus. Bitter für die Kölner: In beiden Begegnungen war man in Führung gegangen. Im DFB-Pokal musste man sich dem Bundesligisten TSG Hoffenheim nach großem Kampf mit 2:3 n.V. geschlagen geben, ehe es danach am dritten Spieltag gegen den langjährigen Konkurrenten aus der RL West, den SC Verl, eine 3:1 Niederlage gab. Damals rutschten die Kölner bis auf Rang 18 in der Tabelle ab und haben im weiteren Saisonverlauf die Abstiegsplätze bis heute nicht mehr verlassen können. Am vergangenen Sonntag gelang der Viktoria allerdings mit viel Mentalität und Leidenschaft ein überraschender 0:1 Auswärtserfolg im Stadion Rote Erde gegen die Zweitvertretung von Borussia Dortmund: Borussia Dortmund II - FC Viktoria Köln | 13. Spieltag, 2021/2022 | MAGENTA SPORT. Nach dem 13. Spieltag rangiert die Viktoria mit 13 Punkten (3 Siege, 4 Unentschieden, 1 Niederlage) auf dem 18. Tabellenplatz. Der Rückstand zum rettenden Ufer (1860 München) beträgt allerdings nur einen Punkt. Wobei die Löwen noch ein Nachholspiel in der Hinterhand haben.

Die Lage beim Club

Als Fan des 1. FC Magdeburg macht es aktuell richtig Spaß, einen Blick auf die Tabelle der Dritten Liga zu werfen. Mit 28 Punkten aus den ersten dreizehn Spielen ist die Mannschaft Spitzenreiter und der Vorsprung auf den ersten Verfolger Eintracht Braunschweig, beträgt bereits 5 Zähler. Mit 26 Toren stellt man die beste Offensive der Liga und mit 13 Gegentreffern die fünftbeste Defensive hinter dem 1. FC Kaiserslautern (9), Waldhof Mannheim (10), VfL Osnabrück (11) sowie dem TSV 1860 München (12). Zauberfuß Baris Atik führt mit 13 Punkten (6 Tore und 7 Vorlagen) die Scorerliste der Dritten Liga an. Obwohl es mich beim 1:0 Heimerfolg gegen Viktoria Berlin beruhigt hat zu sehen, dass der Club auch ohne Atik Spiele gewinnen kann bin ich froh, dass er mit seiner hohen individuellen Qualität (für mich ist er in dieser Saison der beste Spieler der Liga), am Freitag wieder in der Startelf stehen wird. Den 33-jährigen Innenverteidiger Alexander Bittroff der im Oktober 2020 vom KFC Uerdingen in die Elbestadt gewechselt ist, habe ich noch nie so stark im Trikot des Club erlebt wie in den letzten Wochen. Unter der Rubrik "Wie gemalt...." zeigt der 1. FC Magdeburg seit dem vergangenen Wochenende nach jedem Spieltag eine emotionale Szene der vergangenen Partie. Und bei der Premiere fiel die Auswahl völlig zu recht auf dieses Bild von Alexander Bittroff.

Prognose

Man kann es drehen und wenden wie man will: Von der Papierform her geht der 1. FC Magdeburg als Favorit in dieses Spiel. Da wir aber alle seit vielen Jahren nur zu gut die Unberechenbarkeit der Dritten Liga kennen ist auch das eine Partie, die erst einmal gespielt werden muss. Hinzu kommt, dass der unerwartete Auswärtserfolg in Dortmund natürlich für Rückenwind beim aktuellen Kellerkind sorgen wird. Mit einer von Anfang an konzentrierten Leistung sehe ich aber gute Chancen für den Club, am Ende nicht nur einen sondern sogar drei Punkte aus der Domstadt zu entführen. Das würde auch den Druck auf die Konkurrenz weiter erhöhen. Zumal am kommenden Wochenende mit Waldhof Mannheim und dem 1. FC Saarbrücken zwei der hartnäckigsten Verfolger im direkten Duell aufeinandertreffen. Mein Tipp: Viktoria Köln - 1. FC Magdeburg 0:2. Und da Baris Atik seine Sperre abgesessen hat, wird er dieses mal auch an beiden Treffern beteiligt sind.
Эта статья в последний раз редактировалась ScottishLion 27 окт. 2021 г. на 16:29 Часов