25. Spieltag: FC Energie Cottbus - TSV 1860 München

Die Auswertung, die ich hier schreibe, könnte ich fast 1:1 für die Spiele gegen Würzburg und Wiesbaden übernehmen. Und nach dem, was ich so gehört habe, wahrscheinlich auch für Meppen, aber das Spiel habe ich nicht gesehen. Aber es werden die gleichen Fehler immer und immer wieder gemacht. Und man ist offensichtlich lernresistent.

Der Titel zum Spielbericht auf der Internetseite von Energie Cottbus lautet "Der Fußballgott ist kein Cottbuser". Dieser Titel allein spricht für mich schon Bände. Man geht offensichtlich immer noch davon aus, dass Energie gut spielt, aber einfach Pech hat. Tut mir leid, das so zu sagen, aber wie naiv kann man denn sein? Man verliert am laufenden Band, hat dabei aber immer das Spiel dominiert. Und man glaubt ernsthaft daran, dass das Zufall ist? Dass es nur etwas mehr Glück braucht, um die Kurve zu kriegen? Selbst Pele Wollitz spricht in seinen Pressekonferenzen immer wieder davon, dass Energie gut gespielt hat, sich aber nur nicht belohnt. So eine Aussage kann man einmal machen, von mir aus auch noch ein zweites Mal. Aber so langsam muss doch nun auch der letzte erkannt haben, dass hinter diesem "gut spielen, sich aber nicht belohnen" eine Regelmäßigkeit steckt.

Ich sehe zwei Hauptgründe an der Misere. Und zwar folgende:

1. die Taktik: Energie versucht immer wieder, das Spiel zu machen. Dabei scheitern sie aber, weil einfach die Qualität fehlt. Es werden kaum richtig gute Chancen erarbeitet. Und wenn doch, werden die dann auch noch leichtfertig vergeben. Diese Mannschaft ist einfach nicht dafür gemacht, um das Spiel zu beherrschen. Das klappt einfach nicht. Seit Wochen sind Gegner erfolgreich damit, Cottbus das Spiel zu überlassen. Und das, obwohl die Gegner qualitativ meistens besser sind, als Cottbus. Dann schlagen sie eiskalt zu und besiegeln somit eine Niederlage, die vielleicht auf den ersten Blick unverdient scheint, bei genauerem Hinsehen aber alles andere als Zufall oder Pech ist, sondern logische Konsequenz aus der fehlerhaften Taktik.
Warum spielt Cottbus nicht so, wie sie es in Kaiserslautern erfolgreich gemacht haben? Verteidigen und kontern, so wie es fast jeder Außenseiter macht. Mit Mamba haben wir den perfekten Spieler dafür. Damit wäre das Problem weg, dass die Mannschaft einfach überfordert damit ist, gegen eine geordnete Defensive ruhig einen Angriff aufzubauen. Nicht umsonst ist das Kontern so populär bei Liga-Underdogs. Warum versucht Cottbus immer wieder, das Spiel an sich zu reißen, auch wenn das offensichtlich nicht klappt.

2. die Psyche: Energie Cottbus ist nun zum 14. Mal in dieser Saison mit 0:2 ins Hintertreffen geraten. Aber es zieht sich auch magisch durch die Saison, dass nach so einem Rückstand ein großes Aufbäumen folgt. 5x konnte Energie nach einem 0:2-Rückstand das Ergebnis noch verbessern, nur 2x wurde es noch schlimmer. Nur sechs Mal hat Energie das 1:0 geschossen, aber 17x das 0:1 kassiert. Das letzte Tor eines Spiels hat aber 13x Energie geschossen und nur 10x haben sie das letzte Tor des Spiels kassiert. Immer wieder gerät Energie ins Hintertreffen und startet dann noch eine Aufholjagd. Nur ist es oftmals leider nicht mehr aufzuholen. Für mich ist das ganz klar eine psychische Angelegenheit. Man muss sich nur mal das Spiel gegen Wiesbaden ansehen. Nach dem 0:3 zur Pause sah es fast so aus, als wäre eine große Last von den Spielern gefallen. Und auch gegen Würzburg und nun gegen München war es nicht groß anders. Erst wenn es kaum noch Hoffnung gibt, dreht die Mannschaft plötzlich auf und spielt mutig, attraktiv und erfolgreich. Aber leider immer erst, wenn so gut wie nichts mehr zu holen ist. Trotzdem zeigt uns dass, dass die Mannschaft es kann. Diese Truppe kann 3.Liga spielen. Sie trauen es sich nur nicht.

Für mich stellt sich nach diesem Spiel tatsächlich erstmals die Frage, ob es denn noch sinnvoll ist, mit Pele Wollitz weiterzuarbeiten. So sehr ich diesen Trainer auch liebe - sein Einsatz für den Verein, die Region und die Fans ist genial, die Art und Weise, wie er nach dem Abstieg 2016 bei Null angefangen hat und Energie zum bitter notwendigen Aufstieg geführt hat, ist unvergesslich - aber ein erneuter Regionalliga-Abstieg muss um alles in der Welt verhindert werden. Und es sieht mir einfach so aus, als würde Pele Wollitz die derzeitigen Probleme nicht erkennen. Die jüngsten Ergebnisse sind extrem besorgniserregend. Wenn es so weitergeht, wird es bald aussichtslos, noch die Klasse zu halten. Es muss sich dringend etwas ändern. Sehr gerne kann sich mit Pele Wollitz etwas ändern, aber wenn er die Probleme nicht schnellstens erkennt, wenn er nicht sofort aufhört, von "gut gespielt" zu reden und wenn er seine Spieler nicht mehr erreicht und die Spieler Angst haben, guten Fußball zu spielen, dann sehe ich kaum noch einen Weg, wie Energie mit Pele Wollitz die Klasse halten soll. Es tut mir sehr leid, weil ich Wollitz definitiv extrem vermissen werde. Und wenn Cottbus unter dem neuen Trainer trotzdem absteigt, dann trete ich mir selbst ordentlich in den Arsch, denn für einen Neuanfang in der Regionalliga kann es keinen besseren als Pele Wollitz geben. Aber wir dürfen nicht absteigen. Und wir haben gute Chancen. Und auch die Mannschaft ist gut genug. Die Veränderungen, die nötig sind, um die Kurve zu kriegen, sind machbar. Aber es muss sich JETZT etwas ändern, sonst ist es zu spät!