Oliver Kahn

Er hat Eier und Humor, weiß wo der Torwart den Ball mit der Hand spielen darf (im Strafraum) und ist in Fernost eines der bekanntesten Gesichter des Fußballs. Mit Sepp Maier und inzwischen Manuel Neuer gehört er zu den erfolgreichsten Torwarten Deutschlands und der Welt. Unvergessen die Weltmeisterschaft 2002, als eine durchschnittliche deutsche Elf aus Versehen sogar den Titel geholt hätte - wäre der Titan, zu den ihn seine übermenschlichen Leistungen in den Augen der Welt inzwischen gemacht hatten, nicht rechtzeitig zum Finale im Angesichts des legendären brasilianischen Ronaldos wieder zum Mensch geworden. Als Fußballer konnte Oliver Kahn manchmal nicht anders als den Gegenspieler am Schopf packen, einem Dortmunder Stürmer in bester Toni-Schumacher-Manier entgegen fliegen oder seinem Teamkollegen am Hals knabbern. Nach dem nervenaufreibenden Meistertitel in letzter Minute 2001 in Hamburg musste der übertragende Sender kurzzeitig um die Jugendfreigabe fürchten, so wild ging es plötzlich zwischen der bayrischen Nummer 1 und der Eckfahne zu. Selbst vor eigenen Mitspielern machte er nicht halt, sein Nachfolger als Kapitän, Mark van Bommel, kann ein spanisches Lied davon singen (Getafe!). Es gab aber auch die andere Seite - 1999 noch am Boden zerstört im Camp Nou, hält Kahn im Champions-League-Finale 2001 drei Elfmeter und tröstet als erste Amtshandlung auf Europas Thron erstmal den unterlegenden Torwart Santiago Cañizares. Auch fünf Jahre später zeigt er Größe in der persönlichsten Niederlage, spricht dem Erzrivalen Jens Lehmann vor dem Elfmeterschießen gegen Argentinien gut zu und wird Tage später in Stuttgart ausgiebig gefeiert.

Aber dann ist es auch öfters so, dass einen die eigenen Worte böse einholen. Beim "Quatschen" in die Kamera festigte Kahn seine pünktlich zum Ausklang des Sommermärchens erlangten landesweiten Sympathien - mit sachliche Analysen und trockenem Humor, immer vorgetragen in ruhig-abgeklärtem Ton. Ganz im Gegensatz zu der vul-kahn-artigen Emotionalität, die seine aktive Anwesenheit auf dem grünen Rasen auszeichnete, wurde der Panther abseits des Platzes ganz zahm. Der Panther?? Das ist ein Gedicht von Rainer Maria Rilke - und hier lässt Kahn in der spontanen Konfrontation mit dem unbekannten Werk seine reflektierte Sicht der Dinge aufblitzen - schon zu aktiver Zeit! Möge seine Funktionärs-Zeit hier ähnlich lang und erfolgreich verlaufen, wie die als Spieler!

- verfasst von @Appasionata
Эта статья в последний раз редактировалась Teec3 28 мая 2023 г. на 14:23 Часов