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Hans-Joachim Watzke
Дата рождения 21.06.1959
Возраст 64
Нац. Германия  Германия
Функция Председатель исполнительного комитета
Нынешний клуб Боруссия Дортмунд

Hans-Joachim Watzke [Geschäftsführer]

11 февр. 2015 г. - 20:17 Часов
Hans-Joachim Watzke [Geschäftsführer] |#7751
02 июня 2017 г. - 17:32 Часов
Zitat von -adi-
Zitat von Tarkleigh

Zitat von -adi-

Zitat von Sir_Kagawa

Warum hat man dann nicht Favre viel früher klar gemacht?
Die Strategie die ganze Thematik nach dem Saisonende abzuwickeln, ist voll nach hinten los gegangen.
Mit Tuchel gab es sowieso keine Zukunft mehr.

Weil ihn Nizza scheinbar nicht abgeben will?


Ja, jetzt. Aber wenn man das schon vor Wochen bis Monaten klargemacht hätte, wären die Chancen doch viel besser gewesen. Nizza hätte Zeit gehabt, sich einen Wunschnachfolger zu suchen, und wäre für Favre fürstlich entlohnt worden. So war das einfach blauäugig und unprofessionell.

Wer garantiert dir, dass sie ihn abgegeben hätten?
Das sind nichts als Vermutungen.


Dann hätte man nach einiger Zeit gemerkt, dass es nicht geht, und hätte schon jemand anderen finden können. In jedem Fall wäre es deutlich leichter gewesen, dann nach der Entlassung jemand Gutes präsentieren zu können.

Und Vermutung stören dich doch sonst auch nicht...

•     •     •

Im Übrigen bin ich der Meinung, dass es nicht an der Mentalität liegt.
Hans-Joachim Watzke [Geschäftsführer] |#7752
02 июня 2017 г. - 17:42 Часов
Zitat von Tarkleigh
Zitat von -adi-

Zitat von Tarkleigh

Zitat von -adi-

Zitat von Sir_Kagawa

Warum hat man dann nicht Favre viel früher klar gemacht?
Die Strategie die ganze Thematik nach dem Saisonende abzuwickeln, ist voll nach hinten los gegangen.
Mit Tuchel gab es sowieso keine Zukunft mehr.

Weil ihn Nizza scheinbar nicht abgeben will?


Ja, jetzt. Aber wenn man das schon vor Wochen bis Monaten klargemacht hätte, wären die Chancen doch viel besser gewesen. Nizza hätte Zeit gehabt, sich einen Wunschnachfolger zu suchen, und wäre für Favre fürstlich entlohnt worden. So war das einfach blauäugig und unprofessionell.

Wer garantiert dir, dass sie ihn abgegeben hätten?
Das sind nichts als Vermutungen.


Dann hätte man nach einiger Zeit gemerkt, dass es nicht geht, und hätte schon jemand anderen finden können. In jedem Fall wäre es deutlich leichter gewesen, dann nach der Entlassung jemand Gutes präsentieren zu können.

Und Vermutung stören dich doch sonst auch nicht...

Da du offenbar ein Freund der haltlosen Behauptungen zu sein scheinst, stelle ich nun auch einfach eine in den Raum:

Nizza war während der Saison nicht bereit über Favre zu verhandeln, weil sie im Kampf um die CL keine lahme Ente auf dem Trainerstuhl riskieren wollten.

•     •     •

Wer den Fußball liebt, hasst RB Leipzig.
Hans-Joachim Watzke [Geschäftsführer] |#7753
02 июня 2017 г. - 17:46 Часов
Diese allgemeine Heulsusen Mentalität nervt langsam.

Verein hat sich verzockt und guckt nun dumm aus der Wäsche .... weil? Wie in Gottes Namen kommt man auf solche Thesen?

Wie bei Spielern auch gibt es IMMER (!) einen Plan b,c,d,e und f. Nur weil B nun nicht funktioniert sind Watzke / Zorc die dummen? Wie schmal ist das denn gedacht? Es kann doch nicht immer nur die A-Lösung sein um die Fans zufriedenzustellen. Ich mag diese Ausdrücke nicht aber das ist in der Tat kein Fußballmanager und nicht jeder Spieler der einem durch die Lappen geht geht einem durch die Lappen weil unsere Führungsetwage die entsprechenden Schrauben nicht gedreht hat. Für manche hier im Forum sicher überraschend aber wir haben als Borussia Dortmund nicht immer das Heft des Handelns in der Hand.

Wieso trennt man sich dann von Tuchel???

Wie wieso trennt man sich dann von Tuchel? Es war alternativlos. Wieso können manche das so schwierig akzeptieren? Alle Gremien und ein guter Schwung der Spieler tragen diese Entscheidung mit, der Rest ist für mich als neutral zu bewerten. Unterm Strich gab es spieler die nicht mit ihm zusammenarbeiten wollen. Meiner Meinung nach ist es besser, dass wir die richtigen Gründe nicht kennen. Merkwürdig ist es nach der Mainzer Vorgeschichte und der Station beim BVB aber schon, dass selbst Leverkusen (und keine Mannschaft bräuchte einen Fussballfachmann mehr als Leverkusen) sich so lange gedanken macht intern ob es aufgrund der Menschlichkeit passen würde.

dieses ist ein Forum und es soll diskutiert werden aber ab einem gewissen punkt sind gewisse statements nicht mehr zu verstehen ... (vor allem weil eine lösung auch nie mit angebracht wird)
Hans-Joachim Watzke [Geschäftsführer] |#7754
02 июня 2017 г. - 18:05 Часов
Jetzt lese ich hier schon seit einigen Tagen stumm mit. Ich lese, wie immer neue User mit Anschuldigungen gegen Aki Watzke um die Ecke kommen, teils mit sehr geringer Kenntnis der Sachlage, teils aber auch mit umfassenden Begründungen. Und ich lese, wie andere User, allen voran @enschederstrasse, sich die größte Mühe geben, falsche Behauptungen richtig zu stellen, Überinterpretationen zu entkräften und bei besonders frechen Anschuldigungen auch mal auf den Tisch zu hauen. Es sieht nur so aus, als sei das ein Kampf gegen Windmühlen. Denn immer, wenn die eine Diskussion aufwendig zu Ende geführt wurde, dann kommt garantiert ein neuer Kritiker dazu und das Gezeter geht wieder von vorne los. Daher versuch ich es mal mit was Grundsätzlichem.

Die gesamte Diskussion hier basiert auf Spekulationen, Halbwissen und Interpretationen (die eindeutig falschen Fakten vernachlässige ich mal). Das ist auch erstmal völlig in Ordnung so, denn 1. ist transfermarkt.de ein Diskussionsforum für Fans und keine Expertenrunde. Und 2. gibt in der Geschichte "Tuchel vs. BVB" sehr viel, was wir nicht wissen, was aber eine große Tragweite hat. Was aber nicht in Ordnung ist, ist die Diskussionsdynamik in diesem Forum. Die läuft nämlich immer so: Ein Watzke-Kritiker stellt hier eine mehr oder weniger fundierte Behauptung auf. Und die bleibt erst mal so stehen, bis ein anderer User mit genügend Zeit sich die Mühe macht, die Behauptung zu widerlegen. Das gefällt mir nicht und daher mache ich es jetzt mal genau anders herum.
Ich behaupte:

Zitat von GeordiLaForge


Aki Watzke und die BVB-Geschäftsführung haben im gesamten letzten Jahr zu 90% absolut professionell, stringent und vernünftig gehandelt. 10% der Handlungen haben sich im Nachhinein als Fehler herausgestellt, zum jeweiligen Zeitpunkt waren sie aber trotzdem nachvollziehbar, im Sinne des Vereins und vor allem menschlich.


Diese These wird wahrscheinlich einigen nicht gefallen, daher werde ich sie aufwendig begründen. Dabei bin ich natürlich ebenso auf Interpretation angewiesen, auch wenn ich diese so klein wie möglich halten will. Vor allem richte ich mich aber nach dem Prinzip "Im Zweifel für den Angeklagten", denn nichts anderes hat sich unsere Geschäftsführung verdient und in vielen Jahren erarbeitet.

Zunächst nochmal kurz zur Entlassung an sich. Der BVB hat sich hier eindeutig und vor allem einheitlich positioniert:

Zitat von offener Brief
Es geht bei der Wahrnehmung von Führungsverantwortung, und da unterscheidet sich Borussia Dortmund letztlich keineswegs von jedem anderen Sportverein oder Unternehmen, nicht ausschließlich um das Ergebnis. Es geht immer auch um grundlegende Werte wie Vertrauen, Respekt, Team- und Kommunikationsfähigkeit, um Authentizität und Identifikation. Es geht um Verlässlichkeit und Loyalität.

Wir haben in der gegenwärtigen personellen Konstellation leider keine Grundlage mehr für eine auf Vertrauen ausgelegte und perspektivisch erfolgreiche Zusammenarbeit gesehen. Deshalb haben wir uns nach intensiven Gesprächen und vielen Diskussionen letztlich zu der Maßnahme entschlossen, die Zusammenarbeit mit dem Trainerteam nicht über das Ende der Saison 2016/17 hinaus fortzusetzen. Diese gemeinsame Entscheidung wird von allen Gremien innerhalb des Vereins und der KGaA einstimmig getragen. Ich bitte um Verständnis dafür, dass wir weder heute noch in Zukunft genaue Erklärungen abgeben können und werden. Vertrauensschutz ist seit mehr als einem Jahrzehnt elementarer Bestandteil unserer Führungskultur.


Wenn man bereit ist, diese Begründung des Vereins und vor allem auch die drastische Formulierung zum Vertrauens- und Kommunikationsbasis anzunehmen, dann ist an dieser Stelle jede Diskussion über richtig oder falsch zu Ende. Da helfen auch keine Verweise auf sportliche Erfolge, wenn Verein und Trainer ein derart gestörtes Verhältnis haben. In diesem Fall handeln die Verantwortlichen zu 100% richtig und im Sinne des Vereins.
Natürlich steht es jedem frei, die Darstellung des Vereins anzuzweifeln. Dabei sollte jedoch klar sein: Eine so eindeutiges Statement, welches nicht auf felsenfesten Hintergründen beruht, könnte man dem Verein tatsächlich als Rufmord oder Verleumdung auslegen. Diese Worte wurden hier ja auch schon häufiger benutzt. Aber so eine Anschuldigung kann man eben auch nicht so einfach raushauen, wenn man sie nicht vernünftig begründen kann. Dazu reichen weder die haltlosen Theorien über den verletzten Egozentriker Watzke, noch die viel haltlosere Idee vom diktatorischen Vereinsgebilde, in dem jeder Entscheidungsträger nur nachplappert, was Aki Erdogan vorgibt. Das sind nämlich nur - sehr sehr wohlwollend ausgedrückt - Spekulationen und können von niemandem hier im Forum mit Fakten begründet werden. Und was sind heftige Anschuldigungen ohne felsenfeste Begründung nochmal? Genau, Verleumdung und Rufmord.

Etwas mehr ins Detail gehen muss ich, wenn es um die Art und Weise geht, in der sich der Verein rund um die Personalie Tuchel präsentiert hat. Fangen wir mal mit den Personalentscheidungen im letzten Sommer an.


1. Die Abgänge der 3 Leistungsträger

Es ist unbestreitbar, dass es im Nachhinein ein Fehler von Watzke war, einen gleichzeitigen Abgang von Hummels, Gündogan und Mkhitaryan kategorisch und vehement auszuschließen. Zum Zeitpunkt des Interviews war die Aussage allerdings inhaltlich logisch, ein Abgang von 3 Leistungsträgern schadet dem sportlichen und in der Konsequenz auch dem wirtschaftlichen Erfolg. Im Laufe des Sommers hat sich die Sachlage jedoch geändert. Für alle 3 Spieler konnten außergewöhnlich hohe Transfererlöse erzielt werden.

42 Mio für Mkhitaryan, der in Dortmund sowohl sehr starke, aber auch sehr schwache Phasen vorzuweisen hat
27 Mio für Gündogan, der gesund zur Weltspitze gehört, jedoch maximal verletzungsanfällig ist
35 Mio für Hummels, Weltklassespieler, aber eben auch Innenverteidiger und nicht mehr 20

Hinzu kommt, dass alle 3 Spieler ihren Wechselwunsch geäußert haben. Hummels und Gündogan hatten langjährige Verdienste im Verein. Und bei Mkhitaryan hätte man sich auf sehr unangenehme Wochen mit Berater Raiola einstellen können. Aber was das wichtigste ist: alle 3 Spieler hatten nur noch ein Jahr Vertragslaufzeit. 100 Mio für 3 Spieler, die wegwollen und im nächsten Jahr ablösefrei gehen können? Der Verein hätte unseriös gehandelt, wenn er in dieser Konstellation stur geblieben wäre. Und hier stößt die Theorie vom selbstverliebten Geschäftsführer schon zum ersten Mal an ihre Grenzen. Watzke hat die Transfers nämlich am Ende abgesegnet, und zwar wohlwissend, dass ihm anschließend seine Aussage um die Ohren gehauen wird. Für den Verein waren die Transfers jedoch alle sinnvoll und Watzke hat das Wohl des Vereins über die eigene Glaubwürdigkeit in der Öffentlichkeit gestellt. So handelt sicher kein egozentrischer Selbstdarsteller.
Gleichzeitig ist natürlich klar, dass Thomas Tuchel mit seinem Fokus auf die sportliche Situation von den Abgängen nicht begeistert war. Man kann aber keineswegs behaupten, dass die Vereinsführung den Trainer hier im Regen stehen gelassen hat. Um die Abgänge zu kompensieren hat der Verein stattdessen, entgegen der Vereinspolitik der letzten Jahre, mal so richtig einen rausgehauen. 120 Millionen Euro Transferausgaben sind nicht nur absolut BVB-untypisch, sondern haben den bisherigen Bundesligarekord (Bayern München 15/16, 88, 5 Mio) pulverisiert. Der Verein hat dabei nicht nur die 3 Abgänge mit 2 aktuellen Weltmeistern und einem zweifachen Champions League-Sieger kompensiert, sondern den Kader noch zusätzlich mit 5 weiteren Spielern verstärkt, darunter ein Europameister und 2 Youngster, denen der Ruf Jahrhunderttalent vorauseilte, was zumindest bei Dembele wohl auch zutrifft. Um es kurz zu machen: Der Verein hat mal so richtig auf die Kacke gehauen. Die Geschäftsführung hat also die schwierige Situation mit den drei abwanderungswilligen Leistungsträgern extrem elegant gelöst und Watzke hat dabei sogar die eigene Reputation hinten angestellt. Hinzu kommt, dass der Verein trotzdem der Tatsache Rechnung getragen hat, dass der Kader „zwar auf dem Papier“ deutlich verstärkt, aber eben auch durcheinander gewirbelt wurde. Die Zielsetzung direkte CL-Qualifikation kalkuliert beide Faktoren mit ein, eine niedrigere Messlatte wäre bei dieser Transferoffensive nicht nachvollziehbar gewesen. Komischerweise hat das im letzten Sommer auch niemand angezweifelt.

Fazit: Watzke, Zorc, Mislintat und alle anderen Beteiligten haben einmal mehr eine schwierige Situation eindrucksvoll gemeistert, auch wenn der Trainer offenbar trotzdem nicht zufrieden war. Womit wir auch schon beim nächsten Problem wären.


2. Tuchel vs. Mislintat

Vorweg: Der Streit zwischen Tuchel und Mislintat, der ja schon in der Vorsaison stattgefunden haben soll, ist für Außenstehende immer noch extrem undurchsichtig. Ich bin zwar geneigt, mich angesichts der Gesamtvorfälle auf die Seite Mislintats zu schlagen, dessen Name bisher nie in Zusammenhang mit irgendwelchen Wutausbrüchen gefallen ist. Aber um das Prinzip „Im Zweifel für den Angeklagten“ auch für Tuchel anzuwenden, halte ich mich mit Spekulationen hierzu mal zurück. Fakt ist aber, dass die BVB-Führung sich hier in einem ziemlichen Dilemma wiedergefunden hat: Auf der einen Seite Tuchel, der Cheftrainer mit hohem taktischen Know-How, der idealerweise den Verein noch über mehrere Jahre zum Erfolg führen sollte. Auf der anderen Seite der Chefscout, der zu den besten seines Fachs zählt, bei allen Dortmunder Glücksgriffen (Hummels, Subotic, Kagawa, Barrios, Lewandowski, Aubameyang. Nach dem Streit: Dembele, Guerreiro) seine Finger im Spiel hatte und dessen Rolle in der Erfolgsgeschichte der letzten 10 Jahre medial viel zu kurz kommt. Wenn diese beiden Schlüsselpositionen nicht mehr miteinander reden, dann ist das eine Katastrophe, in keinster Weise BVB-like und extrem schwer zu lösen. Die Vereinsführung hat sich für die am wenigsten dramatische Lösung entschieden und den Streit der beiden toleriert (sicherlich nicht, ohne vorher eine Versöhnung zu beschwören). Thomas Tuchel wurde sein Hoheitsgebiet Trainingsplatz zugestanden, gleichzeitig wurde Mislintat mit einer Beförderung besänftigt. Natürlich ist diese Lösung nicht glücklich, alle anderen wären jedoch schlimmer gewesen. Alternativ hätte man sich von einem von beiden trennen müssen. Was bei einer Entlassung Tuchels (in der punktetechnisch viel erfolgreicheren Saison 15/16)los gewesen wäre sehen wir ja jetzt, im Fall Mislintat hätte das gleiche wahrscheinlich intern stattgefunden. Die Vorgehensweise von Watzke und Co kann mal also getrost als die beste aller schlechten Lösungen bezeichnen.
Trotzdem lässt sich nicht bestreiten, dass der Zwist zwischen Trainer und Kaderplanung seine Spuren hinterlassen hat. Sinnbildlich hierfür steht der Transfer von Alexander Isak, der eindeutig zum Profikader gehört und trotzdem auf ganze 4 Minuten gegen Lotte zurückblicken kann.


3. Der Verlauf der Saison und die öffentliche Wahrnehmung Tuchels

Dieser Punkt kam in der bisherigen Diskussion kaum vor und hat jedoch großen Einfluss auf die gesamte Entwicklung. Es wird jetzt im Nachhinein gerne der Eindruck erwägt, als hätte Thomas Tuchel in der Öffentlichkeit und in den Medien schon immer ein hervorragendes Standing genossen und wäre erst durch das berühmte Interview Watzkes inklusive lancierter Medienhetze zum Abschuss freigegeben worden. Wer diesen chronologischen Fehler begeht, dem lege ich beispielhaft den Besuch von Aki Watzke bei Kicker.tv im Januar ans Herz:

kicker.de, 31.01.17

Hier wird chronologisch sehr schön aufbereitet, dass der Trainer und vor allem sein Verhältnis zum restlichen Verein schon die ganze Saison über kritisch beäugt wurde. Und genauso ist unbestreitbar, dass sich Watzke dieser Kritik stellt und Thomas Tuchel umfassend verteidigt. Dieses Interview ist auch kein Einzelbeispiel, dieses Spiel ließ sich über die gesamte Saison beobachten. Was aber auch deutlich wird: Im Laufe der Saison wurden die medialen Spekulationen außergewöhnlich häufig durch öffentliche Aussagen Tuchels angeheizt und mussten von Watzke gerade gerückt werden.

Zu Tuchels Beschwerde über die harte Gangart der Gegner:

http://http//www.sport1.de/fussball/bundesliga/2016/10/borussia-dortmund-hans-joachim-watzke-gibt-trainer-thomas-tuchel-rueckendeckung

Zur „Ich kannte den Spieler nicht“-Debatte um Alexander Isak

zeit.de 25.1.17

Zur Tuchels PK nach dem Frankfurtspiel („...Auch bei uns intern - dachte ich -, dass das schon angekommen ist...“ (PK, 11.2.17):

sport.de, 19.2.17

Fazit: Man kann 2 hartnäckig wiederkehrende Geschichten getrost ins Reich der Fabeln verweisen. Weder sind Tuchels Probleme im Verein erst durch das viel zitierte Interview vor dem Hoffenheimspiel publik geworden, noch kann man hier von einer inszinierten Medienkampagne von Watzke sprechen. In Wirklichkeit wurde Watzke schon Monate vor dem Anschlag immer wieder mit dem Thema konfrontiert und hat dabei (gemeinsam mit der restlichen Führungsebene) den Trainer bedingungslos und professionell verteidigt.


4. Der Anschlag und die Folgen

Damit wären wir beim Thema, was momentan am heißesten diskutiert wird und der Geschäftsführer dabei extrem im Kreuzfeuer steht. Erstaunlicherweise lässt sich hier am deutlichsten hervorheben, dass Watzke hier in einer Situation, die niemand von uns auch nur im entferntesten nachvollziehen kann, extrem viel richtig gemacht hat. Fangen wir mal mit der Terminierung des Nachholspiels am nächsten Tag an. Zur zeitlichen Einordnung:

Zitat von Sky.de
Am Dienstagabend gegen 19.15 Uhr detonieren drei Sprengsätze nahe dem Mannschaftsbus. Wie die Polizei später bekannt gibt, waren die Sprengsätze in einer Hecke versteckt. Die Ermittler sprechen von einem gezielten Anschlag auf die Mannschaft. Um 20.30 Uhr gibt der Verein bekannt, dass das Spiel abgesagt ist. Es soll am Mittwoch um 18.45 Uhr nachgeholt werden.


Zwischen Anschlag und Bekanntgabe des Nachholtermins lagen tatsächlich nur jämmerliche 75 Minuten. In dieser kurzen Zeit musste:

  • die Lage zumindest im Ansatz eingeschätzt werden (ist nicht nur ein Reifen geplatzt?)
  • der Zustand der Insassen eingeschätzt und die Verletzung von Bartra erstversorgt werden
  • die Nachricht über den Anschlag ins Stadion gelangen
  • Informationen über die Situation und das Ausmaß ausgetauscht werden
  • die Sicherheitslage im Stadion analysiert werden
  • der erste Schock verdaut werden
  • die weitere logistische Vorgehensweise analysiert werden
  • die Entscheidungsträger von UEFA, BVB und Monaco erstmal in einem Raum zusammen kommen
  • über einen möglichen Nachholtermin debattiert werden, inclusive Analyse der Spielpläne beider Teams
  • eine Entscheidung getroffen und abgesegnet werden
  • die Entscheidung öffentlich bekannt gemacht werden

In lächerlichen 75 Minuten. Und damit sollte klar sein: Die UEFA hat auf eine schnelle Entscheidung gedrängt. Bei einem möglichen Nachholtermin gab es keine Alternative zum nächsten Tag, das ist mittlerweile von allen Seiten mehrfach bestätigt worden und zudem für jeden ersichtlich. Daher gab es für Watzke und Rauball nur 2 Möglichkeiten: Dem Termin zustimmen oder sich gegen diese Ansetzung sträuben und damit riskieren, dass der BVB aus dem Turnier ausscheidet. Dabei darf man nicht vergessen, dass die Informationen direkt nach dem Anschlag nicht nur spärlich waren, sondern auch noch weniger dramatisch, als es sich im Nachhinein rausgestellt hat. Zu diesem Zeitpunkt wurde bei Marc Bartra beispielsweise noch von einer „leichten Verletzung an der Hand“ gesprochen. Die Metallspitzen in den Kopfstützen wurden erst am nächsten Nachmittag gefunden. Auf Grundlage der Informationen eine Stunde nach dem Anschlag und der Tatsache, dass eine ausführliche Rücksprache mit Team und Trainer zeitlich überhaupt nicht machbar war, wäre es von Watzke und Rauball komplett unlogisch und vereinsschädigend gewesen, den Ausschluss des Vereins aus dem Wettbewerb zu riskieren. Natürlich auch aus finanziellen Gründen, dafür ist Watzke schließlich auch zuständig. Vor allem aber auch im Interesse der Spieler, deren sportliche Leistungen und deren Recht auf ein Viertelfinale damit übergangen worden wären. Unverantwortlich hat hier lediglich die UEFA gehandelt, die in einer völlig undurchsichtigen Situation auf die eigenen Statuten und eine hastige Abwicklung gepocht hat. Der Geschäftsführung kann man hier keinerlei Vorwurf machen.

Am nächsten Morgen war es dann - wie allgemein bekannt - die erste Amtshandlung der Geschäftsführung, gemeinsam mit Spielern und Trainer zu tagen und die Situation zu erörtern. Hier wissen wir mittlerweile, dass Marco Reus und andere Spieler deutlich gemacht haben, dass sie die Neuansetzung am nächsten Tag für falsch halten. Das ist aber weder ein Skandal noch ein Anhaltspunkt auf irgendwelche Machtkämpfe, sondern einfach nur logisch. Wir alle fanden die schnelle Neuansetzung falsch und Watzke selbst hat in seinem Interview am Dienstag abend zur Terminierung gesagt, es wäre eine „...sehr, sehr unglückliche Situation, aber sie war nicht anders zu lösen" (http://www.sport1.de/fussball/champions-league/2017/04/hans-joachim-watzke-von-borussia-dortmund-mit-appell-nach-bus-anschlag). Die Diskussion mit Reus und dem Team spricht viel mehr ganz klar für Watzke und Co: Statt den Termin einfach durchzudrücken, wurde der Mannschaft die Gelegenheit gegeben, sich zu äußern und ihnen die Sachlage erklärt (es gibt keinen Alternativtermin. Wenn wir nicht spielen, dann wird das Spiel 0:3 gewertet). Zudem wurde mittlerweile zigfach bestätigt, dass es jedem einzelnen Spieler freigestellt wurde, in diesem Spiel nicht anzutreten, ohne negative Konsequenzen. Und dieses Angebot ist zwar menschlich völlig richtig, aber dennoch alles andere als selbstverständlich. Für die Interessen eines kühl kalkulierenden Geschäftsführers ist so ein Angebot kontraproduktiv. Watzke hat es den Spielern trotzdem unterbreitet und das rechne ich ihm hoch an. Natürlich kann man darüber spekulieren, ob die Spieler letztendlich aus Pflichtbewusstsein, Gruppenzwang oder sonstigen Gründen angetreten sind. Diese Dinge liegen dann aber nicht mehr in der Macht der BVB-Bosse. Watzke hat den Spielern im Rahmen seines Spielraums das größtmögliche Mitspracherecht eingeräumt und dabei sogar eine finanziell katastrophale Absage mit einkalkuliert. Ihn jetzt im Nachhinein als geldgeilen Machtmenschen darzustellen, dem die Situation der Spieler am A**** vorbeiging, ist nicht nur unlogisch, sondern hochgradig unverschämt.

Die Interviews („Wir knicken nicht vor dem Terror ein“), die dem BVB-Boss hier vielfach zur Last gelegt werden, fanden übrigens erst statt, als die Teilnahme aller Spieler feststand. Zudem ging man zu diesem Zeitpunkt von einem IS-Anschlag aus und somit wurde die Situation hochpolitisch. In jedem einzelnen Fall von IS-Tragödien in den vergangenen Jahren wurde anschließend die gleiche Rhetorik gewählt. Watzke hat sich dem, nach Absprache mit der Kanzlerin, angeschlossen. Und im Gegensatz zum deutschen Innenminister konnte er dabei sprachliche Stolpersteine vermeiden.

Fazit: Aki Watzke und die BVB-Führung haben in einer absoluten Ausnahmesituation die Jonglage zwischen den menschlichen Interessen der Spieler, den funktionären Vorgaben der UEFA, dem politischen Einfluss auf die Situation und – nicht zuletzt – dem persönlichen Schockerlebnis erstaunlich souverän gemeistert. Es kommt auch nicht von ungefähr, dass die Watzke-Kritiker sich an der Wortwahl einzelner Äußerungen aufhängen oder auf hochspekulative Argumente angewiesen sind. Angesichts der extremen Voraussetzungen ist eine solche Herangehensweise aus dem Komfort des sicheren Wohnzimmers heraus jedoch mehr als peinllich.


5. Das Interview vor dem Hoffenheimspiel

Wenn man es sich sehr einfach machen will, dann kann man schlicht dem Gedanken folgen, dass Watzke kurz vor einem wichtigen Spiel ohne Not eine mediale Lawine losgetreten hat und den Coach damit zum Abschuss freigegeben hat. Kann man machen, aber dann unterschlägt man halt auch 90% der Situation.
In den Wochen nach dem Monaco-Spiel hat Thomas Tuchel vernichtende und wiederholte Kritik an der Ansetzung geübt. In der Sache ist das erstmal völlig nachvollziehbar und in seiner Situation verständlich, in der Art und Weise jedoch verheerend gewesen. Denn hier wurde entgültig öffentlich, dass die Kommunikation zwischen Trainer und Vereinsführung massiv gestört ist. Tuchel ist mit seiner Kritik einen Alleingang gefahren. Zwar lässt sich durchaus die UEFA als Ziel seiner Kritik interpretieren, eine klare Differenzierung zwischen UEFA und BVB-Führung hat Tuchel jedoch bis heute nicht artikuliert. Hinzu kommt, dass Tuchel die interne Kommunikation („Wir wurden per sms informiert“) in die Öffentlichkeit trägt und in der Folge die Vorgehensweise von Watzke und Rauball medial in einem schlechten Licht dastand. Klar kann man jede einzelne Aussage Tuchels mit Wohlwollen so interpretieren, dass der BVB dabei keinen Schaden nimmt. Aber in der Presse ist es anders gekommen und spätestens da hätte Thomas Tuchel die Verpflichtung dem Verein gegenüber gehabt, sich deutlicher zu positionieren.
Das hat er nicht getan und mittlerweile hat sich bestätigt, was alle vorher schon vermutet haben: In der Vorgehensweise rund um den Anschlag waren sich Tuchel und Verein massiv uneinig. Mir ist zwar schleierhaft, in welchen Punkten Tuchel seinen Boss kritisiert, aber das spielt auch eine untergeordnete Rolle. Entscheidend ist, dass Tuchel in der medialen Wahrnehmung als großer menschlicher Gewinner aus den Ereignissen hervorgegangen ist, gleichzeitig der Verein jedoch in einem sehr schlechten Licht dastand. Es ist eindeutig, dass diese Problematik intern thematisiert wurde.

Zitat von Aki Watzke


Der Trainer hat in der Zeit nach dem Anschlag als feinfühliger Krisenmanager in der öffentlichen Meinung gepunktet. Bei Ihnen auch?

Watzke: Ich bewerte alles rund um das Attentat natürlich auch vor dem Hintergrund dessen, was wir intern vertraulich miteinander besprochen haben und was möglich war.

In der Folge gab es jedoch bis heute keine Bemühungen von Tuchel, eine klare und unmissverständliche Position pro BVB-Führung zu beziehen, aus welchen Gründen auch immer. Und an dieser Stelle musste wirklich jedem halbwegs intelligenten Menschen klar sein, dass es gewaltige Meinungsverschiedenheiten zwischen Thomas Tuchel und der BVB-Spitze gibt. Zum Zeitpunkt des Hoffenheim-Spiels war es also keineswegs so, dass Watzke mit seinem Interview irgendwelche streng geheimen Internas ausgeplaudert oder den Trainer öffentlich an den Pranger gestellt hat. Er hat lediglich eine Sachlage bestätigt, deren Leugnung ihm sowieso kein Mensch abgenommen hätte. Und was hat er sonst noch getan?

Zitat von Interview


Nach der Saison wird entschieden, ob und wie es mit Trainer Thomas Tuchel weitergeht. Worauf kommt es Ihnen dann an?

Watzke: Es ist ganz bestimmt nicht zielführend, wenn man Gespräche damit beginnt, dass man vorher öffentlich eine detaillierte Agenda festlegt. Aber wie immer bei analytischen Gesprächen geht es ganz allgemein gesprochen neben dem Sportlichen um Dinge wie Strategie, Kommunikation, Vertrauen. Das ist ja kein Hexenwerk.

Der Trainer hat in der Zeit nach dem Anschlag als feinfühliger Krisenmanager in der öffentlichen Meinung gepunktet. Bei Ihnen auch?

Watzke: Ich bewerte alles rund um das Attentat natürlich auch vor dem Hintergrund dessen, was wir intern vertraulich miteinander besprochen haben und was möglich war.

Einen Tag nach dem Anschlag wurde die zunächst abgesagte Champions-League-Partie gegen Monaco nachgeholt. Trainer und Spieler äußerten danach sehr heftige Kritik am Spieltermin. Hat Sie das irritiert?

Watzke: (überlegt lange) Teilweise.

In der Frage ist ein klarer Dissens sichtbar geworden zwischen Ihnen auf der einen Seite und dem Trainer auf der anderen.

Watzke: Das ist so, ja.


Außer der Bestätigung der Unstimmigkeit in der Anschlagsfrage sagt Watzke hier rein gar nichts. Weder wird Tuchels generelle Beziehung zur Mannschaft, zu Mitarbeitern oder zur Führungsetage in irgendeiner Weise zum Thema, noch äußert Watzke einen wie auch immer gearteten direkten Vorwurf an den Coach. Die Aussagen stimmen zu 100% mit der Vereinspolitik überein, die seit 10 Jahren lautet: Der BVB gibt in den Medien keine Interna preis. Wenn solche Interna jedoch schon unwiederbringlich in der Öffentlichkeit stehen, dann macht man sich auch nicht mit unglaubwürdigen Dementis lächerlich. So wurde in den letzten Jahren bei allen Transferfragen, Personalentscheidungen und zwischenmenschlichen Themen verfahren. Ebenso bei der Positionierung zu Red Bull oder Hoffenheim, bei den Konflikten mit dem FC Bayern und eben auch bei Thomas Tuchel. Der Inhalt der Aussagen von Watzke in diesem Interview ist absolut harmlos und stringent.

Der Zeitpunkt des Interviews lässt zunächst mal damit erklären, dass es in dem Gespräch hauptsächlich um den nächsten Gegner Hoffenheim ging und Watzke dort sehr lobende und vor allem deeskalierende Worte findet. Natürlich hätte man dafür sorgen können, dass die Aussagen zum Anschlag gestrichen werden, aber warum? Einerseits enthält das Interview keine schlimmen Aussagen. Und andererseits war es durchaus sinnvoll klarzustellen, dass der Verein seine Vorgehensweise zur Anschlagsfrage nach wie vor (und zu Recht) verteidigt. In der öffentlichen Wahrnehmung stand zu dem Zeitpunkt die These im Raum, dass Trainer und Mannschaft unter der harten Hand der Vereinsführung leiden musste und zwar vornehmlich durch die Aussagen des Trainers. Eine Bestätigung, dass man sich in diesem Fall nicht einig ist, ist sehr wohl im Sinne des Vereins. Und da es bei dieser Bestätigung bleibt und keinerlei Details öffentlich gemacht werden, kann ich hier keinen gravierenden Fehltritt der Vereinsführung erkennen.

Ein medialer Tsunami hat trotzdem stattgefunden, zu dem neben dem Interview allerdings noch deutlich mehr Faktoren geführt haben. Beispielsweise hat Tuchels Reaktion, der sichtbar angefressen von einem „großen, viel zu großen Thema“ spricht, viel mehr aufhorchen lassen als das Interview an sich. Hinzu kommt, dass es eben nicht nur ein Watzke-Interview gegeben hat, sondern im Nachgang auch pikante Artikel verschiedener Medien zum Innenverhältnis der Mannschaft, zur Trainerpersönlichkeit, zur harten Hand von Athletiktrainer Schrey usw. Die Kritik an Watzkes Interview beinhaltet fast immer die Annahme, dass auch diese Artikel von der Geschäftsführung in Auftrag gegeben wurden. Es gibt nach wie vor weder einen Beweis noch einen tragfähigen Anhaltspunkt dafür. Klar kann es theoretisch so gewesen sein, aber auf einer derart spekulativen Argumentation darf man keine vernichtende Kritik aufbauen. Zudem lässt sich die Argumentation genauso gut andersherum aufbauen: Heute wissen wir, dass es für die internen Probleme zwischen Tuchel und dem Rest des Vereins nicht nur deutliche Anhaltspunkte gibt, sondern dass diese auch nicht erst seit gestern bestehen. Genauso gut ist es also vorstellbar, dass Watzke seine „Macht“ lange Zeit dafür genutzt hat, um solche Berichte zu verhindern und den Trainer zu schützen. Mir ist beides viel zu spekulativ und daher bleibe ich bei der einfachsten Erklärung. Und zwar dass Röckenhaus, Dersch, Hennecke, Krampe und wie sie alle heißen in erster Linie freie Journalisten sind die selber entscheiden, was sie wann schreiben. Und wenn der Trainer ihnen dafür Stoff liefert, dann müssen wir über den Trainer diskutieren, nicht über den Geschäftsführer.


5. Die Formulierungen bei der Entlassung und Fazit

In den letzten Tagen vor der Entlassung wird dann auch wirklich dem Allerletzten klar geworden sein, dass die Ehe Tuchel – BVB in Scherben liegt. Die Diskussionen um mögliche Gründe und Schuldzuweisungen für beide Seiten haben schon vor Wochen begonnen. Und dabei wurde schnell deutlich: Der BVB hat in dieser Geschichte einen deutlichen Reputationsschaden davon getragen. Selbst wenn man meiner Argumentation an manchen Stellen widerspricht, so muss jeder eingestehen, dass dabei viele Einflüsse eine Rolle gespielt haben, die nicht in der Verantwortung der Geschäftsführung liegen. Dazu zählt der Streit zwischen Tuchel und Mislintat, die vielen kritischen Interviews Tuchels, die Anschlagssituation an sich und die zweifelhafte Rolle der UEFA bei der Neuansetzung. Die vielen kritischen Medienberichte über Tuchel, die eben nicht erst seit dem Hoffenheim-Spiel, sondern schon das ganze Jahr über auftraten, haben dem Verein sicher auch nicht in die Karten gespielt. Und zu guter Letzt lagen die Sympathien in der Öffentlichkeit zwischen Pokalsieg und Entlassung eindeutig bei Tuchel und insbesondere Aki Watzke wurde (und wird) als Dämon ausgemacht. In dieser Situation stand die Vereinsführung – wieder einmal – vor einem kaum zu lösenden Balanceakt. Einerseits musste der Verein eine gute und eindeutige Begründung liefern, warum man einen erfolgreichen Trainer entlässt, und zwar vor allem für die eigenen Fans. Andererseits wäre es entgegen sämtlicher Vereinsideale gewesen, den Trainer jetzt durch belastende Interna oder detaillierte Anschuldigungen bloßzustellen. In dem öffentlichen Statement und dem offenen Brief von Aki Watzke ist dies den Umständen entsprechend hervorragend gelungen. Der Verweis auf Kommunikation und Vertrauen macht deutlich, dass eine Entlassung trotz sportlichem Erfolg notwendig war. Ansonsten beziehen sich Stellungnahme und offener Brief ausschließlich auf Borussia Dortmunds Ideale und Leitlinien und auf direkte Anschuldigungen gegen Aki Watzke, bei denen Thomas Tuchel komplett außen vorgelassen wird. Keine belastenden Details, keine direkten Vorwürfe, keine schmutzige Wäsche.

Natürlich kommt Thomas Tuchel in der Interpretation nicht gut weg. Aber wenn diese Probleme nun mal der Wahrheit entsprechen, dann kann man es nicht blumiger ausdrücken, als der BVB es getan hat. Die Alternative wäre gewesen, überhaupt keine Begründung für die Entlassung zu geben oder sich in Floskeln zu verirren, die in den Medien auf der Stelle in der Luft zerrissen worden wären.

Insgesamt lässt sich also festhalten, dass Borussia Dortmund eine Saison zum Vergessen hinter sich hat. Es gab genug schwierige Situationen für ein ganzes Jahrzehnt (Die Affäre um das Red Bull-Spiel und die Sperrung der Süd kam gar nicht vor). Zu jedem Zeitpunkt haben Aki Watzke und die BVB-Verantwortlichen die Probleme auf eine Art und Weise gelöst, die man nachvollziehen kann und dabei zwar den Verein nicht komplett vor Schaden bewahrt, aber wahrscheinlich viel schlimmere Probleme verhindert. Zu keiner Zeit haben sie kopflos, fahrlässig oder niederträchtig gehandelt. Wer etwas anderes behauptet und das mit Fakten belegen kann, dem höre ich gerne zu. Wer aber nur mit Spekulationen arbeitet und auf dieser Grundlage ein vernichtendes Urteil fällt, der brauch nicht erwarten, dass er damit mein Vertrauen in Watzke, Zorc, Rauball und Co auch nur im Ansatz erschüttern kann.
Hans-Joachim Watzke [Geschäftsführer] |#7755
02 июня 2017 г. - 18:29 Часов
Super Beitrag!

Aber hier:
Zitat von GeordiLaForge

Insgesamt lässt sich also festhalten, dass Borussia Dortmund eine Saison zum Vergessen hinter sich hat.

muss ich widersprechen:

Eine Saison die mit einem Titel endet wird niemals eine zum Vergessen sein. Der Erfolg ist ja nicht auf unfaire Art und Weise zustande gekommen oder in irgendeiner Art und Weise befleckt. Ganz im Gegenteil: Das trotz dieser unfassbar turbulenten Saison am Ende der DFB-Pokalsieg steht ist mehr als beachtenswert und wird (zumindest von mir) nicht so schnell in Vergessenheit geraten. zwinker

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Borussia Dortmund
Hans-Joachim Watzke [Geschäftsführer] |#7756
02 июня 2017 г. - 18:36 Часов
Zitat von GeordiLaForge
Jetzt lese ich hier schon seit einigen Tagen stumm mit. Ich lese, wie immer neue User mit Anschuldigungen gegen Aki Watzke um die Ecke kommen, teils mit sehr geringer Kenntnis der Sachlage, teils aber auch mit umfassenden Begründungen. Und ich lese, wie andere User, allen voran @enschederstrasse, sich die größte Mühe geben, falsche Behauptungen richtig zu stellen, Überinterpretationen zu entkräften und bei besonders frechen Anschuldigungen auch mal auf den Tisch zu hauen. Es sieht nur so aus, als sei das ein Kampf gegen Windmühlen. Denn immer, wenn die eine Diskussion aufwendig zu Ende geführt wurde, dann kommt garantiert ein neuer Kritiker dazu und das Gezeter geht wieder von vorne los. Daher versuch ich es mal mit was Grundsätzlichem.

Die gesamte Diskussion hier basiert auf Spekulationen, Halbwissen und Interpretationen (die eindeutig falschen Fakten vernachlässige ich mal). Das ist auch erstmal völlig in Ordnung so, denn 1. ist transfermarkt.de ein Diskussionsforum für Fans und keine Expertenrunde. Und 2. gibt in der Geschichte "Tuchel vs. BVB" sehr viel, was wir nicht wissen, was aber eine große Tragweite hat. Was aber nicht in Ordnung ist, ist die Diskussionsdynamik in diesem Forum. Die läuft nämlich immer so: Ein Watzke-Kritiker stellt hier eine mehr oder weniger fundierte Behauptung auf. Und die bleibt erst mal so stehen, bis ein anderer User mit genügend Zeit sich die Mühe macht, die Behauptung zu widerlegen. Das gefällt mir nicht und daher mache ich es jetzt mal genau anders herum.
Ich behaupte:

Zitat von GeordiLaForge

Aki Watzke und die BVB-Geschäftsführung haben im gesamten letzten Jahr zu 90% absolut professionell, stringent und vernünftig gehandelt. 10% der Handlungen haben sich im Nachhinein als Fehler herausgestellt, zum jeweiligen Zeitpunkt waren sie aber trotzdem nachvollziehbar, im Sinne des Vereins und vor allem menschlich.


Diese These wird wahrscheinlich einigen nicht gefallen, daher werde ich sie aufwendig begründen. Dabei bin ich natürlich ebenso auf Interpretation angewiesen, auch wenn ich diese so klein wie möglich halten will. Vor allem richte ich mich aber nach dem Prinzip "Im Zweifel für den Angeklagten", denn nichts anderes hat sich unsere Geschäftsführung verdient und in vielen Jahren erarbeitet.

Zunächst nochmal kurz zur Entlassung an sich. Der BVB hat sich hier eindeutig und vor allem einheitlich positioniert:

Zitat von offener Brief

Es geht bei der Wahrnehmung von Führungsverantwortung, und da unterscheidet sich Borussia Dortmund letztlich keineswegs von jedem anderen Sportverein oder Unternehmen, nicht ausschließlich um das Ergebnis. Es geht immer auch um grundlegende Werte wie Vertrauen, Respekt, Team- und Kommunikationsfähigkeit, um Authentizität und Identifikation. Es geht um Verlässlichkeit und Loyalität.

Wir haben in der gegenwärtigen personellen Konstellation leider keine Grundlage mehr für eine auf Vertrauen ausgelegte und perspektivisch erfolgreiche Zusammenarbeit gesehen. Deshalb haben wir uns nach intensiven Gesprächen und vielen Diskussionen letztlich zu der Maßnahme entschlossen, die Zusammenarbeit mit dem Trainerteam nicht über das Ende der Saison 2016/17 hinaus fortzusetzen. Diese gemeinsame Entscheidung wird von allen Gremien innerhalb des Vereins und der KGaA einstimmig getragen. Ich bitte um Verständnis dafür, dass wir weder heute noch in Zukunft genaue Erklärungen abgeben können und werden. Vertrauensschutz ist seit mehr als einem Jahrzehnt elementarer Bestandteil unserer Führungskultur.


Wenn man bereit ist, diese Begründung des Vereins und vor allem auch die drastische Formulierung zum Vertrauens- und Kommunikationsbasis anzunehmen, dann ist an dieser Stelle jede Diskussion über richtig oder falsch zu Ende. Da helfen auch keine Verweise auf sportliche Erfolge, wenn Verein und Trainer ein derart gestörtes Verhältnis haben. In diesem Fall handeln die Verantwortlichen zu 100% richtig und im Sinne des Vereins.
Natürlich steht es jedem frei, die Darstellung des Vereins anzuzweifeln. Dabei sollte jedoch klar sein: Eine so eindeutiges Statement, welches nicht auf felsenfesten Hintergründen beruht, könnte man dem Verein tatsächlich als Rufmord oder Verleumdung auslegen. Diese Worte wurden hier ja auch schon häufiger benutzt. Aber so eine Anschuldigung kann man eben auch nicht so einfach raushauen, wenn man sie nicht vernünftig begründen kann. Dazu reichen weder die haltlosen Theorien über den verletzten Egozentriker Watzke, noch die viel haltlosere Idee vom diktatorischen Vereinsgebilde, in dem jeder Entscheidungsträger nur nachplappert, was Aki Erdogan vorgibt. Das sind nämlich nur - sehr sehr wohlwollend ausgedrückt - Spekulationen und können von niemandem hier im Forum mit Fakten begründet werden. Und was sind heftige Anschuldigungen ohne felsenfeste Begründung nochmal? Genau, Verleumdung und Rufmord.

Etwas mehr ins Detail gehen muss ich, wenn es um die Art und Weise geht, in der sich der Verein rund um die Personalie Tuchel präsentiert hat. Fangen wir mal mit den Personalentscheidungen im letzten Sommer an.


1. Die Abgänge der 3 Leistungsträger

Es ist unbestreitbar, dass es im Nachhinein ein Fehler von Watzke war, einen gleichzeitigen Abgang von Hummels, Gündogan und Mkhitaryan kategorisch und vehement auszuschließen. Zum Zeitpunkt des Interviews war die Aussage allerdings inhaltlich logisch, ein Abgang von 3 Leistungsträgern schadet dem sportlichen und in der Konsequenz auch dem wirtschaftlichen Erfolg. Im Laufe des Sommers hat sich die Sachlage jedoch geändert. Für alle 3 Spieler konnten außergewöhnlich hohe Transfererlöse erzielt werden.

42 Mio für Mkhitaryan, der in Dortmund sowohl sehr starke, aber auch sehr schwache Phasen vorzuweisen hat
27 Mio für Gündogan, der gesund zur Weltspitze gehört, jedoch maximal verletzungsanfällig ist
35 Mio für Hummels, Weltklassespieler, aber eben auch Innenverteidiger und nicht mehr 20

Hinzu kommt, dass alle 3 Spieler ihren Wechselwunsch geäußert haben. Hummels und Gündogan hatten langjährige Verdienste im Verein. Und bei Mkhitaryan hätte man sich auf sehr unangenehme Wochen mit Berater Raiola einstellen können. Aber was das wichtigste ist: alle 3 Spieler hatten nur noch ein Jahr Vertragslaufzeit. 100 Mio für 3 Spieler, die wegwollen und im nächsten Jahr ablösefrei gehen können? Der Verein hätte unseriös gehandelt, wenn er in dieser Konstellation stur geblieben wäre. Und hier stößt die Theorie vom selbstverliebten Geschäftsführer schon zum ersten Mal an ihre Grenzen. Watzke hat die Transfers nämlich am Ende abgesegnet, und zwar wohlwissend, dass ihm anschließend seine Aussage um die Ohren gehauen wird. Für den Verein waren die Transfers jedoch alle sinnvoll und Watzke hat das Wohl des Vereins über die eigene Glaubwürdigkeit in der Öffentlichkeit gestellt. So handelt sicher kein egozentrischer Selbstdarsteller.
Gleichzeitig ist natürlich klar, dass Thomas Tuchel mit seinem Fokus auf die sportliche Situation von den Abgängen nicht begeistert war. Man kann aber keineswegs behaupten, dass die Vereinsführung den Trainer hier im Regen stehen gelassen hat. Um die Abgänge zu kompensieren hat der Verein stattdessen, entgegen der Vereinspolitik der letzten Jahre, mal so richtig einen rausgehauen. 120 Millionen Euro Transferausgaben sind nicht nur absolut BVB-untypisch, sondern haben den bisherigen Bundesligarekord (Bayern München 15/16, 88, 5 Mio) pulverisiert. Der Verein hat dabei nicht nur die 3 Abgänge mit 2 aktuellen Weltmeistern und einem zweifachen Champions League-Sieger kompensiert, sondern den Kader noch zusätzlich mit 5 weiteren Spielern verstärkt, darunter ein Europameister und 2 Youngster, denen der Ruf Jahrhunderttalent vorauseilte, was zumindest bei Dembele wohl auch zutrifft. Um es kurz zu machen: Der Verein hat mal so richtig auf die Kacke gehauen. Die Geschäftsführung hat also die schwierige Situation mit den drei abwanderungswilligen Leistungsträgern extrem elegant gelöst und Watzke hat dabei sogar die eigene Reputation hinten angestellt. Hinzu kommt, dass der Verein trotzdem der Tatsache Rechnung getragen hat, dass der Kader „zwar auf dem Papier“ deutlich verstärkt, aber eben auch durcheinander gewirbelt wurde. Die Zielsetzung direkte CL-Qualifikation kalkuliert beide Faktoren mit ein, eine niedrigere Messlatte wäre bei dieser Transferoffensive nicht nachvollziehbar gewesen. Komischerweise hat das im letzten Sommer auch niemand angezweifelt.

Fazit: Watzke, Zorc, Mislintat und alle anderen Beteiligten haben einmal mehr eine schwierige Situation eindrucksvoll gemeistert, auch wenn der Trainer offenbar trotzdem nicht zufrieden war. Womit wir auch schon beim nächsten Problem wären.


2. Tuchel vs. Mislintat

Vorweg: Der Streit zwischen Tuchel und Mislintat, der ja schon in der Vorsaison stattgefunden haben soll, ist für Außenstehende immer noch extrem undurchsichtig. Ich bin zwar geneigt, mich angesichts der Gesamtvorfälle auf die Seite Mislintats zu schlagen, dessen Name bisher nie in Zusammenhang mit irgendwelchen Wutausbrüchen gefallen ist. Aber um das Prinzip „Im Zweifel für den Angeklagten“ auch für Tuchel anzuwenden, halte ich mich mit Spekulationen hierzu mal zurück. Fakt ist aber, dass die BVB-Führung sich hier in einem ziemlichen Dilemma wiedergefunden hat: Auf der einen Seite Tuchel, der Cheftrainer mit hohem taktischen Know-How, der idealerweise den Verein noch über mehrere Jahre zum Erfolg führen sollte. Auf der anderen Seite der Chefscout, der zu den besten seines Fachs zählt, bei allen Dortmunder Glücksgriffen (Hummels, Subotic, Kagawa, Barrios, Lewandowski, Aubameyang. Nach dem Streit: Dembele, Guerreiro) seine Finger im Spiel hatte und dessen Rolle in der Erfolgsgeschichte der letzten 10 Jahre medial viel zu kurz kommt. Wenn diese beiden Schlüsselpositionen nicht mehr miteinander reden, dann ist das eine Katastrophe, in keinster Weise BVB-like und extrem schwer zu lösen. Die Vereinsführung hat sich für die am wenigsten dramatische Lösung entschieden und den Streit der beiden toleriert (sicherlich nicht, ohne vorher eine Versöhnung zu beschwören). Thomas Tuchel wurde sein Hoheitsgebiet Trainingsplatz zugestanden, gleichzeitig wurde Mislintat mit einer Beförderung besänftigt. Natürlich ist diese Lösung nicht glücklich, alle anderen wären jedoch schlimmer gewesen. Alternativ hätte man sich von einem von beiden trennen müssen. Was bei einer Entlassung Tuchels (in der punktetechnisch viel erfolgreicheren Saison 15/16)los gewesen wäre sehen wir ja jetzt, im Fall Mislintat hätte das gleiche wahrscheinlich intern stattgefunden. Die Vorgehensweise von Watzke und Co kann mal also getrost als die beste aller schlechten Lösungen bezeichnen.
Trotzdem lässt sich nicht bestreiten, dass der Zwist zwischen Trainer und Kaderplanung seine Spuren hinterlassen hat. Sinnbildlich hierfür steht der Transfer von Alexander Isak, der eindeutig zum Profikader gehört und trotzdem auf ganze 4 Minuten gegen Lotte zurückblicken kann.


3. Der Verlauf der Saison und die öffentliche Wahrnehmung Tuchels

Dieser Punkt kam in der bisherigen Diskussion kaum vor und hat jedoch großen Einfluss auf die gesamte Entwicklung. Es wird jetzt im Nachhinein gerne der Eindruck erwägt, als hätte Thomas Tuchel in der Öffentlichkeit und in den Medien schon immer ein hervorragendes Standing genossen und wäre erst durch das berühmte Interview Watzkes inklusive lancierter Medienhetze zum Abschuss freigegeben worden. Wer diesen chronologischen Fehler begeht, dem lege ich beispielhaft den Besuch von Aki Watzke bei Kicker.tv im Januar ans Herz:

kicker.de, 31.01.17

Hier wird chronologisch sehr schön aufbereitet, dass der Trainer und vor allem sein Verhältnis zum restlichen Verein schon die ganze Saison über kritisch beäugt wurde. Und genauso ist unbestreitbar, dass sich Watzke dieser Kritik stellt und Thomas Tuchel umfassend verteidigt. Dieses Interview ist auch kein Einzelbeispiel, dieses Spiel ließ sich über die gesamte Saison beobachten. Was aber auch deutlich wird: Im Laufe der Saison wurden die medialen Spekulationen außergewöhnlich häufig durch öffentliche Aussagen Tuchels angeheizt und mussten von Watzke gerade gerückt werden.

Zu Tuchels Beschwerde über die harte Gangart der Gegner:

http://http//www.sport1.de/fussball/bundesliga/2016/10/borussia-dortmund-hans-joachim-watzke-gibt-trainer-thomas-tuchel-rueckendeckung

Zur „Ich kannte den Spieler nicht“-Debatte um Alexander Isak

zeit.de 25.1.17

Zur Tuchels PK nach dem Frankfurtspiel („...Auch bei uns intern - dachte ich -, dass das schon angekommen ist...“ (PK, 11.2.17):

sport.de, 19.2.17

Fazit: Man kann 2 hartnäckig wiederkehrende Geschichten getrost ins Reich der Fabeln verweisen. Weder sind Tuchels Probleme im Verein erst durch das viel zitierte Interview vor dem Hoffenheimspiel publik geworden, noch kann man hier von einer inszinierten Medienkampagne von Watzke sprechen. In Wirklichkeit wurde Watzke schon Monate vor dem Anschlag immer wieder mit dem Thema konfrontiert und hat dabei (gemeinsam mit der restlichen Führungsebene) den Trainer bedingungslos und professionell verteidigt.


4. Der Anschlag und die Folgen

Damit wären wir beim Thema, was momentan am heißesten diskutiert wird und der Geschäftsführer dabei extrem im Kreuzfeuer steht. Erstaunlicherweise lässt sich hier am deutlichsten hervorheben, dass Watzke hier in einer Situation, die niemand von uns auch nur im entferntesten nachvollziehen kann, extrem viel richtig gemacht hat. Fangen wir mal mit der Terminierung des Nachholspiels am nächsten Tag an. Zur zeitlichen Einordnung:

Zitat von Sky.de

Am Dienstagabend gegen 19.15 Uhr detonieren drei Sprengsätze nahe dem Mannschaftsbus. Wie die Polizei später bekannt gibt, waren die Sprengsätze in einer Hecke versteckt. Die Ermittler sprechen von einem gezielten Anschlag auf die Mannschaft. Um 20.30 Uhr gibt der Verein bekannt, dass das Spiel abgesagt ist. Es soll am Mittwoch um 18.45 Uhr nachgeholt werden.


Zwischen Anschlag und Bekanntgabe des Nachholtermins lagen tatsächlich nur jämmerliche 75 Minuten. In dieser kurzen Zeit musste:

  • die Lage zumindest im Ansatz eingeschätzt werden (ist nicht nur ein Reifen geplatzt?)
  • der Zustand der Insassen eingeschätzt und die Verletzung von Bartra erstversorgt werden
  • die Nachricht über den Anschlag ins Stadion gelangen
  • Informationen über die Situation und das Ausmaß ausgetauscht werden
  • die Sicherheitslage im Stadion analysiert werden
  • der erste Schock verdaut werden
  • die weitere logistische Vorgehensweise analysiert werden
  • die Entscheidungsträger von UEFA, BVB und Monaco erstmal in einem Raum zusammen kommen
  • über einen möglichen Nachholtermin debattiert werden, inclusive Analyse der Spielpläne beider Teams
  • eine Entscheidung getroffen und abgesegnet werden
  • die Entscheidung öffentlich bekannt gemacht werden

In lächerlichen 75 Minuten. Und damit sollte klar sein: Die UEFA hat auf eine schnelle Entscheidung gedrängt. Bei einem möglichen Nachholtermin gab es keine Alternative zum nächsten Tag, das ist mittlerweile von allen Seiten mehrfach bestätigt worden und zudem für jeden ersichtlich. Daher gab es für Watzke und Rauball nur 2 Möglichkeiten: Dem Termin zustimmen oder sich gegen diese Ansetzung sträuben und damit riskieren, dass der BVB aus dem Turnier ausscheidet. Dabei darf man nicht vergessen, dass die Informationen direkt nach dem Anschlag nicht nur spärlich waren, sondern auch noch weniger dramatisch, als es sich im Nachhinein rausgestellt hat. Zu diesem Zeitpunkt wurde bei Marc Bartra beispielsweise noch von einer „leichten Verletzung an der Hand“ gesprochen. Die Metallspitzen in den Kopfstützen wurden erst am nächsten Nachmittag gefunden. Auf Grundlage der Informationen eine Stunde nach dem Anschlag und der Tatsache, dass eine ausführliche Rücksprache mit Team und Trainer zeitlich überhaupt nicht machbar war, wäre es von Watzke und Rauball komplett unlogisch und vereinsschädigend gewesen, den Ausschluss des Vereins aus dem Wettbewerb zu riskieren. Natürlich auch aus finanziellen Gründen, dafür ist Watzke schließlich auch zuständig. Vor allem aber auch im Interesse der Spieler, deren sportliche Leistungen und deren Recht auf ein Viertelfinale damit übergangen worden wären. Unverantwortlich hat hier lediglich die UEFA gehandelt, die in einer völlig undurchsichtigen Situation auf die eigenen Statuten und eine hastige Abwicklung gepocht hat. Der Geschäftsführung kann man hier keinerlei Vorwurf machen.

Am nächsten Morgen war es dann - wie allgemein bekannt - die erste Amtshandlung der Geschäftsführung, gemeinsam mit Spielern und Trainer zu tagen und die Situation zu erörtern. Hier wissen wir mittlerweile, dass Marco Reus und andere Spieler deutlich gemacht haben, dass sie die Neuansetzung am nächsten Tag für falsch halten. Das ist aber weder ein Skandal noch ein Anhaltspunkt auf irgendwelche Machtkämpfe, sondern einfach nur logisch. Wir alle fanden die schnelle Neuansetzung falsch und Watzke selbst hat in seinem Interview am Dienstag abend zur Terminierung gesagt, es wäre eine „...sehr, sehr unglückliche Situation, aber sie war nicht anders zu lösen" (http://www.sport1.de/fussball/champions-league/2017/04/hans-joachim-watzke-von-borussia-dortmund-mit-appell-nach-bus-anschlag). Die Diskussion mit Reus und dem Team spricht viel mehr ganz klar für Watzke und Co: Statt den Termin einfach durchzudrücken, wurde der Mannschaft die Gelegenheit gegeben, sich zu äußern und ihnen die Sachlage erklärt (es gibt keinen Alternativtermin. Wenn wir nicht spielen, dann wird das Spiel 0:3 gewertet). Zudem wurde mittlerweile zigfach bestätigt, dass es jedem einzelnen Spieler freigestellt wurde, in diesem Spiel nicht anzutreten, ohne negative Konsequenzen. Und dieses Angebot ist zwar menschlich völlig richtig, aber dennoch alles andere als selbstverständlich. Für die Interessen eines kühl kalkulierenden Geschäftsführers ist so ein Angebot kontraproduktiv. Watzke hat es den Spielern trotzdem unterbreitet und das rechne ich ihm hoch an. Natürlich kann man darüber spekulieren, ob die Spieler letztendlich aus Pflichtbewusstsein, Gruppenzwang oder sonstigen Gründen angetreten sind. Diese Dinge liegen dann aber nicht mehr in der Macht der BVB-Bosse. Watzke hat den Spielern im Rahmen seines Spielraums das größtmögliche Mitspracherecht eingeräumt und dabei sogar eine finanziell katastrophale Absage mit einkalkuliert. Ihn jetzt im Nachhinein als geldgeilen Machtmenschen darzustellen, dem die Situation der Spieler am A**** vorbeiging, ist nicht nur unlogisch, sondern hochgradig unverschämt.

Die Interviews („Wir knicken nicht vor dem Terror ein“), die dem BVB-Boss hier vielfach zur Last gelegt werden, fanden übrigens erst statt, als die Teilnahme aller Spieler feststand. Zudem ging man zu diesem Zeitpunkt von einem IS-Anschlag aus und somit wurde die Situation hochpolitisch. In jedem einzelnen Fall von IS-Tragödien in den vergangenen Jahren wurde anschließend die gleiche Rhetorik gewählt. Watzke hat sich dem, nach Absprache mit der Kanzlerin, angeschlossen. Und im Gegensatz zum deutschen Innenminister konnte er dabei sprachliche Stolpersteine vermeiden.

Fazit: Aki Watzke und die BVB-Führung haben in einer absoluten Ausnahmesituation die Jonglage zwischen den menschlichen Interessen der Spieler, den funktionären Vorgaben der UEFA, dem politischen Einfluss auf die Situation und – nicht zuletzt – dem persönlichen Schockerlebnis erstaunlich souverän gemeistert. Es kommt auch nicht von ungefähr, dass die Watzke-Kritiker sich an der Wortwahl einzelner Äußerungen aufhängen oder auf hochspekulative Argumente angewiesen sind. Angesichts der extremen Voraussetzungen ist eine solche Herangehensweise aus dem Komfort des sicheren Wohnzimmers heraus jedoch mehr als peinllich.


5. Das Interview vor dem Hoffenheimspiel

Wenn man es sich sehr einfach machen will, dann kann man schlicht dem Gedanken folgen, dass Watzke kurz vor einem wichtigen Spiel ohne Not eine mediale Lawine losgetreten hat und den Coach damit zum Abschuss freigegeben hat. Kann man machen, aber dann unterschlägt man halt auch 90% der Situation.
In den Wochen nach dem Monaco-Spiel hat Thomas Tuchel vernichtende und wiederholte Kritik an der Ansetzung geübt. In der Sache ist das erstmal völlig nachvollziehbar und in seiner Situation verständlich, in der Art und Weise jedoch verheerend gewesen. Denn hier wurde entgültig öffentlich, dass die Kommunikation zwischen Trainer und Vereinsführung massiv gestört ist. Tuchel ist mit seiner Kritik einen Alleingang gefahren. Zwar lässt sich durchaus die UEFA als Ziel seiner Kritik interpretieren, eine klare Differenzierung zwischen UEFA und BVB-Führung hat Tuchel jedoch bis heute nicht artikuliert. Hinzu kommt, dass Tuchel die interne Kommunikation („Wir wurden per sms informiert“) in die Öffentlichkeit trägt und in der Folge die Vorgehensweise von Watzke und Rauball medial in einem schlechten Licht dastand. Klar kann man jede einzelne Aussage Tuchels mit Wohlwollen so interpretieren, dass der BVB dabei keinen Schaden nimmt. Aber in der Presse ist es anders gekommen und spätestens da hätte Thomas Tuchel die Verpflichtung dem Verein gegenüber gehabt, sich deutlicher zu positionieren.
Das hat er nicht getan und mittlerweile hat sich bestätigt, was alle vorher schon vermutet haben: In der Vorgehensweise rund um den Anschlag waren sich Tuchel und Verein massiv uneinig. Mir ist zwar schleierhaft, in welchen Punkten Tuchel seinen Boss kritisiert, aber das spielt auch eine untergeordnete Rolle. Entscheidend ist, dass Tuchel in der medialen Wahrnehmung als großer menschlicher Gewinner aus den Ereignissen hervorgegangen ist, gleichzeitig der Verein jedoch in einem sehr schlechten Licht dastand. Es ist eindeutig, dass diese Problematik intern thematisiert wurde.

Zitat von Aki Watzke



Der Trainer hat in der Zeit nach dem Anschlag als feinfühliger Krisenmanager in der öffentlichen Meinung gepunktet. Bei Ihnen auch?

Watzke: Ich bewerte alles rund um das Attentat natürlich auch vor dem Hintergrund dessen, was wir intern vertraulich miteinander besprochen haben und was möglich war.

In der Folge gab es jedoch bis heute keine Bemühungen von Tuchel, eine klare und unmissverständliche Position pro BVB-Führung zu beziehen, aus welchen Gründen auch immer. Und an dieser Stelle musste wirklich jedem halbwegs intelligenten Menschen klar sein, dass es gewaltige Meinungsverschiedenheiten zwischen Thomas Tuchel und der BVB-Spitze gibt. Zum Zeitpunkt des Hoffenheim-Spiels war es also keineswegs so, dass Watzke mit seinem Interview irgendwelche streng geheimen Internas ausgeplaudert oder den Trainer öffentlich an den Pranger gestellt hat. Er hat lediglich eine Sachlage bestätigt, deren Leugnung ihm sowieso kein Mensch abgenommen hätte. Und was hat er sonst noch getan?

Zitat von Interview

Nach der Saison wird entschieden, ob und wie es mit Trainer Thomas Tuchel weitergeht. Worauf kommt es Ihnen dann an?

Watzke: Es ist ganz bestimmt nicht zielführend, wenn man Gespräche damit beginnt, dass man vorher öffentlich eine detaillierte Agenda festlegt. Aber wie immer bei analytischen Gesprächen geht es ganz allgemein gesprochen neben dem Sportlichen um Dinge wie Strategie, Kommunikation, Vertrauen. Das ist ja kein Hexenwerk.

Der Trainer hat in der Zeit nach dem Anschlag als feinfühliger Krisenmanager in der öffentlichen Meinung gepunktet. Bei Ihnen auch?

Watzke: Ich bewerte alles rund um das Attentat natürlich auch vor dem Hintergrund dessen, was wir intern vertraulich miteinander besprochen haben und was möglich war.

Einen Tag nach dem Anschlag wurde die zunächst abgesagte Champions-League-Partie gegen Monaco nachgeholt. Trainer und Spieler äußerten danach sehr heftige Kritik am Spieltermin. Hat Sie das irritiert?

Watzke: (überlegt lange) Teilweise.

In der Frage ist ein klarer Dissens sichtbar geworden zwischen Ihnen auf der einen Seite und dem Trainer auf der anderen.

Watzke: Das ist so, ja.


Außer der Bestätigung der Unstimmigkeit in der Anschlagsfrage sagt Watzke hier rein gar nichts. Weder wird Tuchels generelle Beziehung zur Mannschaft, zu Mitarbeitern oder zur Führungsetage in irgendeiner Weise zum Thema, noch äußert Watzke einen wie auch immer gearteten direkten Vorwurf an den Coach. Die Aussagen stimmen zu 100% mit der Vereinspolitik überein, die seit 10 Jahren lautet: Der BVB gibt in den Medien keine Interna preis. Wenn solche Interna jedoch schon unwiederbringlich in der Öffentlichkeit stehen, dann macht man sich auch nicht mit unglaubwürdigen Dementis lächerlich. So wurde in den letzten Jahren bei allen Transferfragen, Personalentscheidungen und zwischenmenschlichen Themen verfahren. Ebenso bei der Positionierung zu Red Bull oder Hoffenheim, bei den Konflikten mit dem FC Bayern und eben auch bei Thomas Tuchel. Der Inhalt der Aussagen von Watzke in diesem Interview ist absolut harmlos und stringent.

Der Zeitpunkt des Interviews lässt zunächst mal damit erklären, dass es in dem Gespräch hauptsächlich um den nächsten Gegner Hoffenheim ging und Watzke dort sehr lobende und vor allem deeskalierende Worte findet. Natürlich hätte man dafür sorgen können, dass die Aussagen zum Anschlag gestrichen werden, aber warum? Einerseits enthält das Interview keine schlimmen Aussagen. Und andererseits war es durchaus sinnvoll klarzustellen, dass der Verein seine Vorgehensweise zur Anschlagsfrage nach wie vor (und zu Recht) verteidigt. In der öffentlichen Wahrnehmung stand zu dem Zeitpunkt die These im Raum, dass Trainer und Mannschaft unter der harten Hand der Vereinsführung leiden musste und zwar vornehmlich durch die Aussagen des Trainers. Eine Bestätigung, dass man sich in diesem Fall nicht einig ist, ist sehr wohl im Sinne des Vereins. Und da es bei dieser Bestätigung bleibt und keinerlei Details öffentlich gemacht werden, kann ich hier keinen gravierenden Fehltritt der Vereinsführung erkennen.

Ein medialer Tsunami hat trotzdem stattgefunden, zu dem neben dem Interview allerdings noch deutlich mehr Faktoren geführt haben. Beispielsweise hat Tuchels Reaktion, der sichtbar angefressen von einem „großen, viel zu großen Thema“ spricht, viel mehr aufhorchen lassen als das Interview an sich. Hinzu kommt, dass es eben nicht nur ein Watzke-Interview gegeben hat, sondern im Nachgang auch pikante Artikel verschiedener Medien zum Innenverhältnis der Mannschaft, zur Trainerpersönlichkeit, zur harten Hand von Athletiktrainer Schrey usw. Die Kritik an Watzkes Interview beinhaltet fast immer die Annahme, dass auch diese Artikel von der Geschäftsführung in Auftrag gegeben wurden. Es gibt nach wie vor weder einen Beweis noch einen tragfähigen Anhaltspunkt dafür. Klar kann es theoretisch so gewesen sein, aber auf einer derart spekulativen Argumentation darf man keine vernichtende Kritik aufbauen. Zudem lässt sich die Argumentation genauso gut andersherum aufbauen: Heute wissen wir, dass es für die internen Probleme zwischen Tuchel und dem Rest des Vereins nicht nur deutliche Anhaltspunkte gibt, sondern dass diese auch nicht erst seit gestern bestehen. Genauso gut ist es also vorstellbar, dass Watzke seine „Macht“ lange Zeit dafür genutzt hat, um solche Berichte zu verhindern und den Trainer zu schützen. Mir ist beides viel zu spekulativ und daher bleibe ich bei der einfachsten Erklärung. Und zwar dass Röckenhaus, Dersch, Hennecke, Krampe und wie sie alle heißen in erster Linie freie Journalisten sind die selber entscheiden, was sie wann schreiben. Und wenn der Trainer ihnen dafür Stoff liefert, dann müssen wir über den Trainer diskutieren, nicht über den Geschäftsführer.


5. Die Formulierungen bei der Entlassung und Fazit

In den letzten Tagen vor der Entlassung wird dann auch wirklich dem Allerletzten klar geworden sein, dass die Ehe Tuchel – BVB in Scherben liegt. Die Diskussionen um mögliche Gründe und Schuldzuweisungen für beide Seiten haben schon vor Wochen begonnen. Und dabei wurde schnell deutlich: Der BVB hat in dieser Geschichte einen deutlichen Reputationsschaden davon getragen. Selbst wenn man meiner Argumentation an manchen Stellen widerspricht, so muss jeder eingestehen, dass dabei viele Einflüsse eine Rolle gespielt haben, die nicht in der Verantwortung der Geschäftsführung liegen. Dazu zählt der Streit zwischen Tuchel und Mislintat, die vielen kritischen Interviews Tuchels, die Anschlagssituation an sich und die zweifelhafte Rolle der UEFA bei der Neuansetzung. Die vielen kritischen Medienberichte über Tuchel, die eben nicht erst seit dem Hoffenheim-Spiel, sondern schon das ganze Jahr über auftraten, haben dem Verein sicher auch nicht in die Karten gespielt. Und zu guter Letzt lagen die Sympathien in der Öffentlichkeit zwischen Pokalsieg und Entlassung eindeutig bei Tuchel und insbesondere Aki Watzke wurde (und wird) als Dämon ausgemacht. In dieser Situation stand die Vereinsführung – wieder einmal – vor einem kaum zu lösenden Balanceakt. Einerseits musste der Verein eine gute und eindeutige Begründung liefern, warum man einen erfolgreichen Trainer entlässt, und zwar vor allem für die eigenen Fans. Andererseits wäre es entgegen sämtlicher Vereinsideale gewesen, den Trainer jetzt durch belastende Interna oder detaillierte Anschuldigungen bloßzustellen. In dem öffentlichen Statement und dem offenen Brief von Aki Watzke ist dies den Umständen entsprechend hervorragend gelungen. Der Verweis auf Kommunikation und Vertrauen macht deutlich, dass eine Entlassung trotz sportlichem Erfolg notwendig war. Ansonsten beziehen sich Stellungnahme und offener Brief ausschließlich auf Borussia Dortmunds Ideale und Leitlinien und auf direkte Anschuldigungen gegen Aki Watzke, bei denen Thomas Tuchel komplett außen vorgelassen wird. Keine belastenden Details, keine direkten Vorwürfe, keine schmutzige Wäsche.

Natürlich kommt Thomas Tuchel in der Interpretation nicht gut weg. Aber wenn diese Probleme nun mal der Wahrheit entsprechen, dann kann man es nicht blumiger ausdrücken, als der BVB es getan hat. Die Alternative wäre gewesen, überhaupt keine Begründung für die Entlassung zu geben oder sich in Floskeln zu verirren, die in den Medien auf der Stelle in der Luft zerrissen worden wären.

Insgesamt lässt sich also festhalten, dass Borussia Dortmund eine Saison zum Vergessen hinter sich hat. Es gab genug schwierige Situationen für ein ganzes Jahrzehnt (Die Affäre um das Red Bull-Spiel und die Sperrung der Süd kam gar nicht vor). Zu jedem Zeitpunkt haben Aki Watzke und die BVB-Verantwortlichen die Probleme auf eine Art und Weise gelöst, die man nachvollziehen kann und dabei zwar den Verein nicht komplett vor Schaden bewahrt, aber wahrscheinlich viel schlimmere Probleme verhindert. Zu keiner Zeit haben sie kopflos, fahrlässig oder niederträchtig gehandelt. Wer etwas anderes behauptet und das mit Fakten belegen kann, dem höre ich gerne zu. Wer aber nur mit Spekulationen arbeitet und auf dieser Grundlage ein vernichtendes Urteil fällt, der brauch nicht erwarten, dass er damit mein Vertrauen in Watzke, Zorc, Rauball und Co auch nur im Ansatz erschüttern kann.



Bester Beitrag seit wochenLächelnd
Danke dafürdaumen-hoch
Hans-Joachim Watzke [Geschäftsführer] |#7757
02 июня 2017 г. - 18:38 Часов
Zitat von edinho99
Super Beitrag!

Aber hier:
Zitat von GeordiLaForge

Insgesamt lässt sich also festhalten, dass Borussia Dortmund eine Saison zum Vergessen hinter sich hat.

muss ich widersprechen:

Eine Saison die mit einem Titel endet wird niemals eine zum Vergessen sein. Der Erfolg ist ja nicht auf unfaire Art und Weise zustande gekommen oder in irgendeiner Art und Weise befleckt. Ganz im Gegenteil: Das trotz dieser unfassbar turbulenten Saison am Ende der DFB-Pokalsieg steht ist mehr als beachtenswert und wird (zumindest von mir) nicht so schnell in Vergessenheit geraten. zwinker


Signed. "Eine Saison zum Vergessen" muss man hier eher als Redewendung verstehen. Der Pokalsieg bleibt hoffentlich länger in Erinnerung als die Begleitumstände.
Hans-Joachim Watzke [Geschäftsführer] |#7758
02 июня 2017 г. - 22:37 Часов
источник: www.waz.de
Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke vom Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund dachte vor dem Pokalfinale gegen Eintracht Frankfurt offenbar an einen Rücktritt. Das berichtet der "Spiegel" in seiner aktuellen Ausgabe. Watzke habe darüber bereits mit anderen Vereinsfunktionären gesprochen. Watzke entschied sich aber dagegen.
Außerdem steht im Artikel, dass Watzke den Vertrag mit Tuchel vor dem Hinspiel gegen Monaco wohl noch verlängern wollte.

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1909
Hans-Joachim Watzke [Geschäftsführer] |#7759
02 июня 2017 г. - 22:55 Часов
Zitat von Pfostenkracher
Zitat von Catenaccio_

Ich frage mich ob es heute echt nur noch schwarz oder weiß gibt. Ich möchte Tuchel nicht verteidigen, sondern einfach mal das Handeln von Watzke kritisch hinterfragen

Dann schieß los, Sportsfreund

Zitat von Catenaccio_

aber da wird man hier ja schon als FB-Fan etc. bezeichnet).

Bei allem Respekt, aber anderen persönliche Angriffe vorzuwerfen, bevor du den Anlass für einen möglichen Angriff überhaupt geliefert hast, ist schon ein bisschen sehr dünnhäutig.
Opferrollen wollen verdiehnt sein, bevor man sie sich annimmt, so klingt das eher nach "Ich benaspruche ein Recht darauf für alles was ich von mir geben, ungeachtet dessen Inhalts nicht wegen dieses Inhalts angegangen zu werden und man kann sich ja hier kaum noch trauen etwas zu sagen, was nicht mainstream ist, weil man dann persönlich zerlegt wird."

1. Ist dem nicht so
2. Sollte man nicht inhaltliche mit persönlicher Zerlegung verwechseln und die verbalen Gepflogenheiten einzelner nicht generalisieren.
3. Sollte man denn inhaltlich auseinandergenommen werden, hat man das zu ertragen, das ist der Preis der Meinungsfreiheit.

Und jetzt zur Sache:



Zitat von Catenaccio_

Wenn sich hier immer auf die "Gremien" berufen wird, kann man sich gerne mal die Governance Struktur von Borussia Dortmund zu Gemüte führen. Da wird relativ schnell deutlich wer da eigentlich wem überhaupt Rechenschaft schuldig ist und wer, wie und von wem in welches Amt berufen wird.


... womit du konkret ausdrücken willst das? Wer im Verein Posten in welcher Form zu vergeben hat findet sich recht einfach in der Satzung. Das ist völlig normal. Rechenschaft haben die Angestellten ihren übergeordneten Funktionären und die Wiederrum letztinstanzlich der Mitgliederversamlung und den Aktionären gegenber abzulegen.

Die Mitgliederversammlung setzt die Funktionäre ein, diese wiederrum bauen ihre Stäbe auf, dazu braucht es jetzt halbverdunkelte Mystifizierung, sondern das ist ein völlig normaler Zustand.

Zitat von Catenaccio_

Ich dabei dem Mann für alles was er für den BVB getan hat, aber trotzdem sollte man niemanden mit blindem Gehorsam folgen.

... was konkret wer von dir verlangt hat?

Zitat von Catenaccio_

Ich sehe die aktuelle Situation kritisch, hoffe aber dass Aki mich eines besseren belehrt. (Sollte Nizza die weiteren Verhandlungen bezüglich Favre abblocken wäre das auch jeden Fall ein dicker Minuspunkt)


Sollten die Dinge so liegen, wie mitlerweile medial gemutmaßt wurde, dass Watzke eigentlich derjenige ist, der intern noch am ehesten zu Tuchel gehalten hat, wofür ja auch spricht, dass sich keiner der anderen Funktionäre ablehnend oder skeptisch gegenüber der Entlassung äußert, liegen die Dinge einmal etwas anders. Ist nicht so, dass ein Rauball vom goodwill Watzkes abhängig wäre und sich deswegen nicht äußern könnte.
Über Mislintat hätte man vielleicht hinweg sehen können, aber wenn die Lage sich tatsächlich so gestaltet, dass weder Zorc noch Watzke wüssten, wie sie mit Tuchel noch auf einen gemeinsamen Nenner kommen sollten (und wer sagt eigentlich, dass dieses problem nicht auch anders herum besteht, Tuchel hat zwar in den letzten Tagen verlauten lassen, dass er gerne hätte bleiben wollen, was er indes nicht sagte, war zu welchen Konditionen er sich das vorstellte), dann war die Beendigung dieses Arbeitsverhältnisses nicht mehr zu umgehen.
Wenn Trainer, Manager und Kaderplanung es nicht schaffen sich zu einer Arbeit auf gemeinsamer Basis aufzuraffen geraten sie in der nächsten Saison unter Garantie in Widerspruch zu einander. Am Ende holt das Management nicht die Spieler, die der Trainer braucht, der Trainer setzt verpflichtete Spieler patout nicht ein oder ähnliches, das schadet nur und hat auch, wenn dass alle Ebenen der sportlichen Zusammenarbeit betrifft nichts mehr mit einem persönlichen Zwist zu tun, sondern das sind handfeste Differenzen über die Gesamstrategie und die Zukünftige Entwicklung des Vereins.
Wenn man hier absolut nicht auf einen Nenner kommt ist diese Entwicklung gefärdet und man muss sich nach einer anderen Lösung umsehen, ob dass dann der goldene Griff wird oder nicht, wird sich zeigen, aber wenn die Dinge so im Argen liegen, wie sie das nun offensichtlich doch taten (ich hab das ja bis zum Ende für völlig übertrieben gehalten, gut, zumindest auf der persönlichen Ebene tue ich das immer noch), kann man eben nicht mehr weiter machen und es ist keine Frage der Alternative, irgendwas tragbares wird sich finden und wenn es dann vielleicht auch nicht die Optimallösung ist.
Und das völlig unabhängig davon, wer an betreffendem Zerwürfnis nun ursächlich "schuld" ist.

Zitat von Catenaccio_

Trotzdem sollten sich beide Seiten bei der Diskussion wieder etwas beruhigen. Ja, Watzke ist in Dortmund eigentlich unantastbar, aber Kritik sollte erlaubt sein ohne dass die Gegenseite direkt Schaum vor dem Mund bekommt.


Zu ersterem, beruhigen sollte man sich hier allerdings etwas. Zu letzterem, nein, Watzke ist nicht unantastbar und auch vor dieser Saison wurde er ja schon regelmäßig zur Disposition gestellt (wenn auch meist auf Grund fragwürdiger Ansichten und Ansprüche) und selbstverständlich muss man auch über Verfehlungen Watzkes offen reden können.
Nur kann man das auch, die Szenarien bezüglich der Verlegung des CL-Spiels gegen Monaco etwa sind lang und breit durchgekaut worden und der Prozess findet immernoch statt. Der Zeitpunkt des berüchtigten Interviews wird ebenfalls immer wieder als Diskussionssotff aufgegriffen.
Wo soll das das Problem sein? Ich denke, ich habe mich in den letzten Wochen deutlich pro Watzke positioniert (ohne explizit Tuchel anzugreifen) und diese Diskussion hier beobachtet.
Kein Schwein, ausgenommen 2-3 vereinzelte Tuchel-Hater haben hier ernstlich versucht jemandem das Maul zu verbieten, oder jemanden beschimpft, weil er oder sie Watzke kritisiert hat.
Sondern in diesem Sinne ist allenfalls auf unangebrachte Beschimpfungen und Hobbypathologisierungen Watzkes reagiert worden.

Von dem her verstehe ich nach wie vor nicht so ganz von wem oder was du dich angegriffen fühlst. Von denjenigen, die mit einigermaßen kühlem Kopf bei der Sache sind, sicher nicht.



Ich habe mich von niemanden angegriffen gefühlt. Sondern wollte einfach nur für ein vernünftiges Diskussionsklima plädieren weil hier beide Seiten nur versucht haben sich gegenseitig zu diskreditieren (meine subjektive Meinung).

Die Governance Struktur bei Borussia Dortmund ist und bleibt einfach schlecht. Dient bei jeder Vorlesung über Unternehmensorganisation als Negativbeispiel. Es sind durch den komplexen Aufbau einfach diverse Kontrollfunktionen extrem aufgeweicht und es entstehen diverse Abhängigkeiten. Das ist nicht weiter schlimm, da ich nicht glaube dass irgendeiner der verantwortlich das ausnutzt. Das es aber so ist, ist einfach Fakt und hat nichts mit Mystifizierung zu tun. Gehört aber auch nicht in diesen Thread.
Hans-Joachim Watzke [Geschäftsführer] |#7760
02 июня 2017 г. - 23:08 Часов
Zitat von fastback
Quelle: www.waz.de
Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke vom Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund dachte vor dem Pokalfinale gegen Eintracht Frankfurt offenbar an einen Rücktritt. Das berichtet der "Spiegel" in seiner aktuellen Ausgabe. Watzke habe darüber bereits mit anderen Vereinsfunktionären gesprochen. Watzke entschied sich aber dagegen.
Außerdem steht im Artikel, dass Watzke den Vertrag mit Tuchel vor dem Hinspiel gegen Monaco wohl noch verlängern wollte.


War ein großer Befürworter von Tuchel als wir den Nachfolger für Kloppo gesucht haben. Je länger er aber bei uns Trainer war, desto seltsamer fand ich ihn. Sportlich gabs wenig zu kritisieren aber als Typ war er schon ein ziemlich komischer Zeitgenosse.
Dass nicht jeder so empfident ist für mich völlig klar, aber was man teilweise hier und anderswo über Watzke lesen musste hat mich schon schockiert.
Tuchel hat einen Keil in den Verein getrieben, die Fanszene ist gespalten. Keiner traut mehr irgendwem, jeder traut jedem offenbar alles zu.
Bin richtig froh dass er weg ist. Hoffen wir, dass wieder Ruhe einkehrt...
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