17. Spieltag: SpVgg Unterhaching - 1.FC Kaiserslautern

Tolle Tage in Haching - auch im ursprünglichen Wortsinn von "irre": Elf erzielte Tore in den letzten beiden Partien... und in Jena zweimal das Spiel gedreht. Fulminanter und mit größerem Willen hätte unser Team die Unentschieden-Serie wohl gar nicht brechen können.
Nun kommt aber ein ganz großer Name (und ein etwas anderes Kaliber) in den Sportpark: Zum ersten Mal seit gut zwölf Jahren ist der ruhmreiche 1.FC Kaiserslautern zu Gast. Was da wohl so geht?

Die Ausgangslage:
Die sechs Punkte aus den vergangenen zwei Spielen haben den Status Quo natürlich aufs Erfreulichste verändert: Jetzt kann man als Haching-Fan tatsächlich halbwegs guten Gewissens von neun Spielen am Stück ohne Niederlage sprechen - wie auch überhaupt die eine einzige Pleite nach den nunmehr 16 Liga-Matches zunehmend ein starkes Stück Leistung wird.
In der Tabelle sieht's nun auch sehr freundlich aus. Von "gestellten Weichen" kann man angesichts des harten Restprogramms in diesem Kalenderjahr (Lautern, Lotte, Osnabrück, Uerdingen) wohl immer noch nicht sprechen. Aber die Ausgangslage ist gut: Bis auf Platz zwei fehlen zwei Punkte, aufs Tabellenmittelfeld - das just aus Lautern und Lotte besteht - gibt's ein kleines Pölsterchen von sechs Punkten. Und die Abstiegsplätze sind beachtliche zehn Punkte entfernt.
Sportlich bleibt wohl die Frage, ob sich der Offensivwirbel auch gegen stärkere Gegner fortsetzen lässt, ohne in der Defensive gleich das Scheunentor zu öffnen. Und ob nach den Siegen gegen zwei Kellerkinder auch die "Schwierigkeitstreppe" aus zwei Spielen gegen Mittelfeldteams und zwei Spielen gegen aktuelle Spitzenmannschaften zu nehmen ist.

Der Gegner:
...hat - sorry nach Giesing - die vielleicht größte Historie aller Drittligateams: Angefangen beim großen Fritz Walter bis zur letzten Meisterschaft im Jahr 1998. Und noch 2012 - damals musste Haching gerade den Umstieg zum Jugend- und Sparkonzept wagen - spielte der 1.FCK Bundesliga.
Seither gibt es für die Fans der Lauterer wenig zu lachen. Der Sturz in die 3. Liga zu dieser Saison bedeutet für den Verein nicht zuletzt aufgrund des teuren Stadions ein echtes existenzielles Problem. Auch von Niedergangsstimmung auf den Rängen ist die Rede. Und trotz eines recht ansehnlichen Kaders läuft es bislang nicht rund: Platz 10 nach 16 Spieltagen (hinter Lotte) und eine sehr ausgeglichene Bilanz von fünf Siegen, sechs Unentschieden und fünf Niederlagen kann eigentlich nicht der Anspruch sein. Muss es aber scheinbar trotzdem. Coach Michael Frontzeck (selbst bereits in der Kritik) hat zuletzt gefordert, sich mit der Liga zu "identifizieren". Übersetzung: Ansprüche runterschrauben und damit leben, sportlich nur ein Team von vielen in der Liga zu sein.
Sportlich setzte es zuletzt nach einem kleinen Zwischenhoch - nur eine Niederlage aus neun Spielen von Ende August bis Mitte Oktober - wieder unangenehme Rückschläge. 1:6 Tore und einen Punkt aus den Partien gegen Cottbus, Rostock und Wehen gab es. Wobei das etwas müde 0:0 gegen die zuvor stark aufgetretenen Wehener am Wochenende noch das erträglichste Ergebnis gewesen ist.
Dabei mangelt es nicht an fähigen Akteuren: Von höherklassig gestählten Akteuren wie Keeper Wolfgang Hesl, Sechser Mads Albaek, Abwehrmann Kevin Kraus, Außen Christoph Hemlein, Stürmer Lukas Spalvis und Käptn Florian Dick bis zu ligaerprobten Kräften wie André Hainault, Jan "Cornflakes" Löhmannsröben, Julius Biada und Timmy Thiele ist in allen Mannschaftsteilen alles geboten.
Trotzdem lahmte zuletzt vor allem der Sturm. Spalvis ist verletzt, Jenas Ex-Knipser Thiele hat erst zweimal getroffen - und die Kohlen aus dem Feuer holen mussten eher die Youngster Kühlwetter und Huth.
Neben Spalvis fällt am Wochenende wohl auch der frühere Freiburger Hendrick Zuck aus. Schwerer wiegen dürfte aber die Krisenstimmung: Gefühlt befindet sich der 1.FCK gerade in einer saisonübergreifenden heftigen Abwärtsspirale. Da tröstet Platz zehn ganz sicher nicht.

Die Aufstellung:
Definitiv ausfallen wird Alexander Winkler mit einer Gelbsperre. Ein dickes Fragezeichen steht zudem hinter Dominik Stahl (Schleudertrauma). Damit - und mit Seppi Welzmüllers Kreuzbandriss - könnten theoretisch unsere "ersten drei Kapitäne" ausfallen. Durchaus spannend, wer da die Binde erhalten würde...
Nichtsdestotrotz sind die Ausfälle eher kein Grund zur Panik - zum einen, weil Lucas Hufnagel wieder voll auf dem Damm scheint und sich auch J.P. Müller alter Stärke näher. Zum anderen weil Alternativen durchaus noch vorhanden sind. Max Dombrowka schien zuletzt wieder besser in Form und könnte sowohl Winkler als auch Stahl ersetzen (auch als Kapitän). Die Alternative als LV wäre wohl Thomas Hagn, den Part als Sechser könnte Orestis spielen.
Womit sich die nächste Frage auftut: Die Doppelsechs Hufnagel/Orestis klänge schon ein wenig offensiv - zumal, wenn das im Vorwärtsgang zuletzt bombastisch eingeschlagene System mit Sascha Bigalke auf links und Stefan Schimmer als zweiter Spitze weitergeführt werden sollte. Es so zu probieren wäre schon ein klares Zeichen für den Glauben an die eigene Stärke... Die Variante mit Dombrowka auf der Sechs (und ggf. Müller oder Porath statt Schimmer) aber auch völlig legitim. Ich bin gespannt.

Königshofer - Hagn (Dombrowka), Greger, Endres, Schwabl - Hufnagel, Dombrowka (Orestis) - Bigalke, Marseiler - Schimmer, Hain

Der Tipp:
Das wird eine spannende Kiste. Ein Faktor eventuell auch der Umstand, dass in den ersten 45 Minuten von beiden Seiten ein Stimmungsboykott gegen die Politik des DFB durchgezogen werden soll. Grade da einige Fans der Giesinger als Unterstützung für Lautern erwartet werden, könnte das eigentlich ein atmosphärischer Vorteil sein. Andererseits hat unsere Mannschaft im Derby den Bruch von "kaum Stimmung" zu Trubel auf der Gästetribüne nicht so gut gepackt...
Aber das beiseite: Grundsätzlich sehe ich von den Namen her unser Team bestenfalls leicht im Nachteil, im Verbund mit den jüngsten Ergebnissen (und Lauterns lahmendem Sturm) spricht das Moment eigentlich eher für uns. Warum also zaudern und sich klein machen: Ich rechne mit einem schweren Spiel - und mehr defensivem Widerstand als von Köln und Jena - letztlich aber mit einem knappen Sieg. Wie ich den Laden so kenne: Ein 2:1 nach einem zwischenzeitlichen 0:1-Rückstand.
Es wäre übrigens der erste Pflichtspielsieg gegen Lautern.

Ich selber kann leider reisebedingt am Freitag zu meinem großen Bedauern nicht kommen. Aber genießt alle das Spiel und den nominellen Hauch von "großem Fußball"...
Und dann heißt's einfach nur: Auf geht's Haching!
Эта статья в последний раз редактировалась VorstadtFlo 28 нояб. 2018 г. на 16:15 Часов