13. Spieltag: 1. FC Union Berlin - Borussia Dortmund

13. SPIELTAG: 1. FC UNION BERLIN – BORUSSIA DORTMUND
Freitag, 18.12.2020 | Stadion An der Alten Försterei | 20:30 Uhr

GESCHICHTE WIEDERHOLT SICH
Hätte ich das Spiel gegen den VfB Stuttgart am Dienstagabend mit meinem einstigen Geschichtslehrer geguckt, hätte er wohl zweifelsfrei seinen berühmt-berüchtigten Satz gesagt: „Geschichte wiederholt sich.“ Erzielten doch in der Mercedes-Benz Arena in Bad Cannstatt, wie schon beim Aufeinandertreffen beider Teams im Hinspiel der Relegation 2019, erneut Marvin Friedrich per Kopf nach einem Standard von Christopher Trimmel sowie – okay, an dieser Stelle musste ich etwas kreativ werden – ein nigerianischer Angreifer die Tore für den 1. FC Union Berlin. Und nichtsdestotrotz lautete der Endstand letztlich wieder 2:2.

Anders als vor eineinhalb Jahren waren wir nun jedoch das Team, welches in Führung gegangen war – und konnten unseren Vorsprung in der 2. Halbzeit sogar noch ausbauen. Der VfB Stuttgart, der nach der 5:1-Gala in Dortmund in der ersten Halbzeit erschreckend wenig Ideen hatte, war zwar die bessere Mannschaft im zweiten Durchgang, doch das Tor erzielte Taiwo Awoniyi mit einem äußerst platzierten Kopfball in der 77. Minute. Und so sah es so aus, als würde der 1. FC Union Berlin nicht nur den Überfliegern aus Stuttgart den Zahn ziehen, sondern in der Tabelle sogar den kommenden Gegner, Borussia Dortmund, überholen. Denn im Spiel der Borussia, die parallel in Bremen auflief, stand es zu jenem Zeitpunkt nur 1:1, sodass die Westfalen in der Blitztabelle auf den 6. Platz hinter Wolfsburg und Union gefallen waren.

Doch einmal mehr würfelte die Schlussviertelstunde die Tabelle noch mal durcheinander: Erst traf Marco Reus per Elfmeternachschuss für den BVB, ehe in Stuttgart der eingewechselte Saša Kalajdžić, der im Sommer 2019 ja auch mit uns als Neuzugang in Verbindung gebracht wurde, zunächst seine zwei Meter Körpergröße in die Luft schraubte und somit in der 85. Minute den Anschlusstreffer markierte. In der 90. Minute kam der Österreicher schließlich wieder im Strafraum an den Ball, pflückte die Kugel mit der Brust herunter und traf zum – zunächst nicht umjubelten – Ausgleich. Denn Schiedsrichter Stegemann erstickte jegliche Freude sofort in Keim, indem er ein angebliches Handspiel des Torschützen anzeigte, was sich allerdings schnell als klare Fehlentscheidung herausstellte. Warum der Unparteiische nichtsdestotrotz fast drei Minuten brauchte, um seine Entscheidung zu korrigieren, bleibt wohl sein Geheimnis.
In der Nachspielzeit hatte Akaki Gogia sogar noch die Großchance auf den Siegtreffer für unsere Mannen, doch Kobel hielt das Remis fest, womit beide Teams unter dem Strich aber auch zufrieden sein können. Natürlich ist es ärgerlich, wenn man bis zur 85. Minute führt und defensiv eine nahezu einwandfreie Leistung zeigt, nur um dann in der Schlussphase noch zwei Gegentreffer zu kassieren, doch unsere Jungs liefen in der 2. Halbzeit nach dem Kraftakt gegen Bayern und den überschaubaren Einwechseloptionen – in Stuttgart fehlten 8 Spieler wegen Verletzungen oder Sperren, sodass auf der Bank neben gleich zwei Torhütern nur fünf Feldspieler Platz nahmen – schlichtweg auf dem Zahnfleisch.

AUF DER SUCHE NACH BESTÄNDIGKEIT: BORUSSIA DORTMUND
Nun treffen wir am Freitagabend im Stadion An der Alten Försterei auf jene Mannschaft, die am letzten Samstag nicht nur vom VfB Stuttgart besiegt, sondern wirklich verprügelt wurde: Borussia Dortmund.

Dabei starteten die Schwarz-Gelben, die man wohl gewiss als größten Bayern-Jäger der vergangenen Jahre bezeichnen darf, in die Saison noch voller Euphorie. Mit der womöglich talentiertesten Sturm-Reihe der Welt rund um „Golden-Boy“-Gewinner Erling Håland, der schon in der Rückrunde der Saison 2019/20 13 Saisontore in 15 Spielen erzielte, wollte der BVB einen weiteren Angriff auf den ungeliebten Rekordmeister aus München wagen. Forsch tönte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke im November noch, dass man „dem FC Bayern nähergekommen“ sei, was angesichts der Tatsache, dass man bereits letzte Saison nur vier Punkte hinter den Bayern ins Ziel kam, durchaus nochmals die Ambitionen der Borussen unterstrich.
Angesichts der Tatsache, dass man neben Håland auch weiterhin auf den umgarnten Jadon Sancho in dieser Spielzeit setzen kann und weitere Talente wie Giovanni Reyna, Jude Bellingham sowie seit November auch der 16-jährige Youssoufa Moukoko bereits nachrücken, scheint die Aussage auch ihre Berechtigung zu haben. Dazu gesellen sich gleichzeitig mit Abwehrchef Hummels und Mittelfeld-Regisseur Axel Witsel sowie Kapitän Marco Reus auch einige erfahrene Spieler, die den „Kindergarten“, wie die Mannschaft der Dortmunder teilweise verspottet wird, anführen sollen. Und so fragt man sich doch: Woran liegt es denn, dass die Dortmunder aktuell mit sechs Punkten Rückstand auf die Tabellenspitze nur auf dem 4. Platz liegt?

Hört man auf zahlreiche Fans der Dortmunder, hat sich das größte Problem seit dem vergangenen Sonntag erledigt: Chefcoach Lucien Favre. Schon seit Monaten hafteten am Schweizers im BVB-Lager zahlreiche Zweifel, insbesondere hinsichtlich einer möglichen Vertragsverlängerung des auslaufenden Kontraktes, doch dass der 61-Jährige tatsächlich nicht mal mehr auf seinen Landsmann Urs Fischer am 13. Spieltag trifft, hätten wohl die wenigsten gedacht. Es gibt Entlassungen, die kündigen sich über Wochen an und sind entsprechend wenig überraschend. David Wagner beim Nachbarn aus Gelsenkirchen ist solch ein Beispiel gewesen oder auch prinzipiell jeder HSV-Trainer, der länger als sechs Monate im Amt ist. Doch die Entlassung von Lucien Favre am Wochenende gehört gewiss nicht dazu oder war, um es im BILD-Jargon auszudrücken, eine „Hammer-Meldung“.

Zugegeben war der letzte Bundesliga-Sieg – eine 5:2-Gala bei Hertha – mittlerweile fast einen Monat her und in der Folge holte man gegen Köln (1:2), Frankfurt (1:1) und Stuttgart (1:5) nur noch ein Pünktchen, sodass man es nicht nur verpasste, die teilweise überraschenden Punktverluste des Rivalen aus München gegen Bremen (1:1), Leipzig (3:3) und zuletzt in unserem Stadion (1:1) auszunutzen, sondern auch noch von Leipzig sowie Leverkusen überflügelt wurde.
Nichtsdestotrotz überraschte die Meldung insofern, als dass sich beispielsweise Mats Hummels am 25. Oktober noch für eine Vertragsverlängerung aussprach und Dortmund sich zumindest als Gruppenerster für das Champions-League-Achtelfinale qualifizierte sowie weiterhin zumindest mal die Qualifikation für das internationale Geschäft nicht wirklich gefährdet waren. Wenn BVB-Präsident Reinhard Rauball nun also davon spricht, dass die Trennung „alternativlos“ gewesen sei, zeigt das vor allem die Ansprüche der Dortmunder. Eines Klubs, der sich nach fünf Vizemeisterschaften in den vergangenen sieben Jahren, endlich wieder nach dem Titel sehnt.

Angesichts des talentierten Kaders der Dortmunder, dem Wackeln der Bayern und der doch recht bescheidenen Titel-Bilanz von Favre – Supercupsieger 2019 – erscheint die Trennung zumindest teilweise folgerichtig. Doch ist es wirklich die Schuld Favres, dass man keinen richtigen Ersatz für Top-Torjäger Håland, der 43% aller BVB-Treffer in Bundesliga und Champions League erzielte, im Kader hat? Seit dem Muskelfaserriss des Norwegers Anfang Dezember, der ihn auch gegen uns ausfallen lassen wird, musste Favre im Sturmzentrum auf Experimente rund um Marco Reus und Julian Brandt zurückgreifen, die zugegebenermaßen recht durchwachsen verliefen. Doch der einzige echte Mittelstürmer neben Håland, der ja selber erst 20 Jahre jung ist, ist 16 Jahre alt und hat zwar weit über 100 Tore in den höchsten Jugendligen geschossen, aber kann doch nicht schon einen Monat nach seinem 16. Geburtstag die letzte große Hoffnung eines Klubs wie Borussia Dortmund sein. Ich meine, selbst wir haben da mit Joel Pohjanpalo, Taiwo Awoniyi, Anthony Ujah sowie gegebenenfalls Cedric Teuchert, Marcus Ingvartsen oder auch Max Kruse wesentlich mehr Breite als der BVB, der in den vergangenen vier Wochen acht Spiele absolviert hat.

Nichtsdestotrotz ist Favre nun weg und die Nachfolge übernimmt – zunächst erst mal bis zum Saisonende – sein ehemaliger Co-Trainer Edin Terzić. Auch weil der 38-Jährige, der nur 30 Kilometer von Dortmund entfernt, geboren wurde, und seit Kindestagen BVB-Fan ist, bislang nur als Assistenztrainer von Hannes Wolf in der Dortmunder Jugend (2010-2013) sowie Slaven Bilić, der heute übrigens bei West Bromwich ebenfalls entlassen wurde, bei Beşiktaş Istanbul (2013-2015) und West Ham United (2015-2017) in Erscheinung getreten ist, ist es schwierig, eine Einschätzung zum Spielstil des Deutsch-Kroaten abzugeben.
Entsprechend stürzen sich Medien und Fans bislang auch noch vielmehr auf Vergleiche. Während Letztere die Hoffnung haben, dass man fünfeinhalb Jahre nach dem Ende von Jürgen Klopp endlich wieder einen Typen hat, der den Klub wirklich lebt und die Mannschaft – im Gegensatz zum kühlen Favre oder auch dem schwierigen Tuchel – mitreißen kann, wurde in den Gazetten vor allem oft die Parallele zu Hansi Flick gezogen.

Schließlich übernahm auch Flick, der zuvor ebenfalls fast nur als Co-Trainer fungierte, in der vergangenen Saison zu einem ähnlichen Zeitpunkt der Saison das Zepter beim FC Bayern München von Niko Kovač, der – ähnlich wie Favre – unter den Fans nie wirklich bedingungslose Anerkennung fand. Auch hier hieß es, dass der einstige Löw-Assistent zunächst mal bis zum Saisonende an der Seitenlinie stehen darf. Was folgte, ist bekannt: Die Bayern holten nicht nur erneut die Meisterschaft, sondern vervollständigten mit dem Pokalsieg sowie dem Champions-League-Sieg auch noch das Triple. Mittlerweile ist Flick in München nicht nur fest im Sattel, sondern wird heute vermutlich auch zum Welttrainer des Jahres gewählt.

Ob Terzić dieses Meisterwerk in einem Jahr ebenfalls gelingt, ist doch zumindest stark fraglich, aber immerhin das Debüt am Dienstagabend bei Werder Bremen verlief erfolgreich. Mit Moukoko in der Sturmspitze, der sich weiterhin noch nicht als jüngster Bundesliga-Torschütze bezeichnen darf – mittlerweile hat er dafür nur noch ein Jahr Zeit, um Florian Wirtz abzulösen –, gelang dem BVB ein glanzloser 2:1-Sieg. Nach der fein herausgespielten Führung durch Raphaël Guerreiro gelang den Bremern im ersten Durchgang per Distanzschuss der Ausgleich, der auch lange anhielt. Es brauchte schließlich einen Elfmeter in der 78. Minute, der die Westfalen wieder in Front brachte. Und selbst dabei hatte Dortmund noch ordentlich Glück: Denn zunächst war das Einsteigen von Werder-Keeper Jiří Pavlenka, welches zum Strafstoß führte, schlichtweg unglaublich unnötig und dann scheiterte Marco Reus vom Punkt erst noch am Tschechen, drückte den Nachschuss aber schließlich über die Linie.
Es war also keine spielerische Offenbarung, die der BVB am Dienstag zeigte, doch was soll man auch drei Tage nach einer 1:5-Klatsche und vermutlich nicht mehr als einer Trainingseinheit unter Terzić erwarten? Letztendlich zählt für die Borussia bis zur „Winterpause“ wohl erst mal, möglichst keine Punkte mehr zu verlieren, um sich dann zumindest zwei Wochen Verschnaufpause zu gönnen. Generell bin ich sehr gespannt, wie die Handschrift des neuen Trainers aussehen wird und vor allem, wie schnell es Terzić gelingt, diese der Mannschaft einzuimpfen. Angesichts der wegfallenden Winterpause und der Doppelbelastung für die Borussia stelle ich mir das sehr schwierig vor.

Nun muss die Borussia zunächst einmal jedoch nach Köpenick und wenn es nach mir geht, darf sich auch am Freitagabend die Geschichte wiederholen. Warum nicht erneut, wie beim ersten Aufeinandertreffen beider Teams in der Alten Försterei am 3. Spieltag der vergangenen Saison, ein 3:1-Sieg bei Flutlicht?

Es war damals unser erstes Bundesliga-Sieg dank eines überragenden Marius Bülter als Doppeltorschütze und auch der wohl stärksten Saisonleistung von Sheraldo Becker – eine Flügelzange, die auch morgen wieder möglich ist – sowie natürlich auch einer konzentrierten Abwehrleistung. Für Dortmund traf damals Paco Alcácer, der mittlerweile längst nicht mehr da ist. Auch Håland steht, wie erwähnt, nicht zur Verfügung. Wer soll also die Tore schießen? Wahrscheinlich ist, dass wohl wieder Moukoko, der gegen Bremen durchaus ein paar Chancen hatte, starten darf. Ob es sinnvoll ist, einen Jugendlichen in solch einer Situation, in der sich Dortmund aktuell befindet, dermaßen in den Fokus zu rücken, sei mal dahingestellt. Die Alternativen heißen jedoch lediglich Brandt und Reus, was mittlerweile wohl bei fast jedem Dortmunder nur für Angstschweiß sorgt. Dass darüber hinaus Jadon Sancho aktuell in einem Formtief hängt, ist nicht unbedingt hilfreich.

Mats Hummels, der am Dienstag frühzeitig ausgewechselt wurde, kann übrigens am Freitag wohl wieder spielen. Wäre der Ex-Nationalspieler sowie womöglich noch zwei, drei weitere Innenverteidiger ausgefallen, also „Union’sche Verhältnisse“ in der BVB-Verteidigung, hätte es durchaus sein können, dass unser Eigengewächs Lennard Maloney, welches im Sommer ja zur Amateurmannschaft der Borussen wechselte, zum Einsatz gekommen wäre. So muss der 21-Jährige wohl zunächst weiterhin in der Regionalliga auflaufen, wo er aber zumindest als Stammspieler fungiert und sogar im Aufstiegskampf als aktuell Zweitplatzierter mitmischt.

MÖGLICHE STARTELF:
-------------------------Moukoko------------------------
Reyna------------------Reus©----------------Sancho
-------------------Witsel-----Bellingham--------------
Guerreiro-----Hummels------Akanji--------Morey
----------------------------Bürki----------------------------

Gegen Bremen kehrte Terzić nach der Blamage gegen Stuttgart zur Viererkette zurück und setzte auf das klassische 4-2-3-1-System. Angesichts der Belastungssteuerung und natürlich auch unserem intensiven Spielstil ist es durchaus möglich, dass beispielsweise Emre Can für den 17-jährigen Bellingham ins defensive Mittelfeld rückt, um dem Mittelfeld mehr physische Präsenz zu geben. Alternativ könnte auch Julian Brandt als offensivere Option im zentralen Mittelfeld auflaufen oder auch den überspielt wirkenden Sancho ersetzen. Mahmoud Dahoud konnte diese Saison ebenfalls schon einige Einsätze im Mittelfeld der Borussen verbuchen.

Offen ist auch noch, wer die Rechtsverteidigerposition bekleidet. Zuletzt durfte der Spanier Mateu Morey auf dieser Position sein Können unter Beweis stellen, da Thomas Meunier mit einem Muskelfaserriss zu kämpfen hatte. Seit Sonntag befindet sich der Neuzugang von Paris St. Germain jedoch wieder im Mannschaftstraining, sodass ein Einsatz trotz seiner Abstinenz in Bremen zumindest nicht ausgeschlossen werden sollte. Sollte der Belgier jedoch weiterhin fehlen, wären neben Morey auch Routinier Łukasz Piszczek sowie Felix Passlack, der sich ähnlich wie Dahoud zurückgekämpft hat, mögliche Optionen für diese Position.

Falls Thorgan Hazard, der in Bremen kurzfristig aufgrund von muskulären Problemen passen musste, erneut ausfällt, wären die offensiven Einwechseloptionen mit dem jungen Brasilianer Reinier sowie Brandt doch stark beschränkt.
Darüber hinaus fehlten in Bremen noch Thomas Delaney aufgrund von Rückenproblemen sowie Marcel Schmelzer nach seiner Knie-OP.

SORGLOS TROTZ VOLLEM LAZARETT: 1. FC UNION BERLIN
Zusammenfassend lässt sich vor dem Spiel gegen Dortmund aus unserer Sicht also mal wieder sagen: „Alles kann, nichts muss.“ Der BVB ist derzeit stark angeschlagen – psychisch wie auch personell – und quält sich mehr oder weniger durch den Dezember, in dem es in fünf Spielen lediglich zwei Siege, in St. Petersburg und Bremen, gab.

Auch wir pfeifen personell zwar fast schon aus dem letzten Loch, da definitiv weiterhin Robert Andrich (Rotsperre), Max Kruse (Muskelbündelriss), Anthony Ujah (Knie-OP), Joel Pohjanpalo (Sprunggelenks-OP) und Nico Schlotterbeck (Oberschenkelprobleme) fehlen werden. Dazu ist noch offen, ob Florian Hübner (Adduktorenprobleme), Christian Gentner (muskuläre Probleme) und Marcus Ingvartsen (Rippenverletzungen) in den Kader zurückkehren können. Wenn man bedenkt, dass mindestens sechs dieser Spieler unter normalen Umständen durchaus in der Startelf stehen können, ist das schon heftig. Sowohl das Spiel gegen Bayern als auch in Stuttgart hat jedoch gezeigt, dass unsere mannschaftliche Geschlossenheit und Stabilität auch solche Ausfälle verschmerzen lässt. Solange zumindest noch ein paar Spieler auf der Ersatzbank sind – in Stuttgart waren es immerhin sieben Spieler, wobei darunter zwei Torhüter sowie Nachwuchstalent Maciejewski fielen –, ist anscheinend alles in Ordnung.

Der Druck liegt am Freitag auf jeden Fall bei unserem Gegner. Wir haben bereits 18 Punkte, liegen auf Platz 6 und werden auf jeden Fall nicht nur in der oberen Tabellenhälfte überwintern, sondern auch vor dem Stadtnachbarn aus Charlottenburg.
Dazu kommt, dass uns Dortmund, auch wenn es in den vier Pflichtspielen „nur“ einen Sieg gab, liegt: Die Pokalbegegnungen jeweils in der 2. Runde im Jahr 2016 und 2018 gingen erst im Elfmeterschießen bzw. in der Nachspielzeit der Verlängerung durch einen Elfmeter verloren, hinzu kommt natürlich der schon erwähnte 3:1-Sieg im Stadion An der Alten Försterei. Man könnte auch sagen: Zu Hause sind wir gegen den BVB noch ohne Punktverlust. Lediglich das Rückspiel vergangene Saison endete doch sehr empfindlich mit 0:5, wobei zumindest der damalige Doppeltorschütze Håland nicht mitmischt.

Dass wir aber gegen die Großen prinzipiell mitspielen können, haben die erfolgreichen Partien gegen Gladbach (1:1), Bayern (1:1) und Stuttgart (2:2) bereits gezeigt, wenngleich wir das ja auch schon letzte Saison bewiesen haben, wie der BVB aus erster Hand weiß. Wichtig wird sein, erneut über eine intensive Zweikampfführung im Mittelfeld und konzentrierte Abwehrleistung auch mal den Ball halten zu können, um mit sauberem Kombinationsspiel blitzschnelle Konter zu fahren. Und im Angriff muss Awoniyi natürlich an seinen Treffer im Ländle anknüpfen.
Aufstellungstechnisch gibt es aufgrund der Personalsorgen sowie den erfolgreichen Ergebnissen aus meiner Sicht keinen Grund, große Änderungen vorzunehmen, sofern alle Spieler noch Kraft für dieses letzte Bundesliga-Spiel im Jahr 2020 haben.

MÖGLICHE STARTELF:
Teuchert------------Awoniyi-----------------Becker
Lenz-------Griesbeck-------Prömel-----Trimmel©
-------Gießelmann---Knoche----Friedrich----------
---------------------------Luthe----------------------------

Die Dreierkette mit Gießelmann hat zumindest bis zur 85. Minute fast einwandfreie gegen die drittbeste Offensive der Liga funktioniert. Davor hat Grischa Prömel aus meiner Sicht womöglich sein bestes Spiel im Union-Trikot absolviert und sowohl defensiv als auch offensiv dem Spiel durchaus seinen Stempel aufgedrückt, sodass man spätestens jetzt sagen kann: Er ist nach seinen langen Knieproblemen in der letzten Saison endlich angekommen in der Bundesliga. Die Alternativen zu Teuchert und Becker auf den Flügelpositionen heißen Bülter, Endo und Gogia. Insbesondere bei Becker könnte ich mir vorstellen, dass er zunächst auf der Bank Platz nimmt und durch BVB-Knipser Bülter ersetzt wird.
Hochgeschwindigkeitsspieler wie Gogia, Endo oder eben Becker im Laufe des Spiels noch in die Partie bringen zu können, könnte durchaus ein entscheidender Pluspunkt sein. Vor allem wenn der Gegenspieler im Laufduell Mats Hummels heißt.

Wer das Spiel sehen will und sich nun denkt: „Mist, jetzt muss ich das DAZN-Abo wegen des Freitagsspiels doch wieder verlängern“, kann sich über ein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk freuen. Das Spiel wird nämlich ab 20:15 Uhr vom ZDF übertragen. Als Experte neben Moderator Jochen Breyer fungiert Per Mertesacker. Kommentator ist Béla Réthy.

SCHLUSSWORT UND TIPP
Es ist das letzte Bundesliga-Spiel eines Jahres, was wohl so niemand im Dezember 2019 hätte prognostizieren können. Einerseits natürlich wegen der Corona-Pandemie, aber andererseits, und das muss man trotz dieses beschissenen Jahres immer wieder anerkennen, natürlich auch für uns aus sportlicher Sicht. Wir haben nicht nur recht souverän den Klassenerhalt im Sommer geschafft, sondern uns in der Folge mit Spielern wie Robin Knoche und Max Kruse verstärkt, um nun auf dem besten Weg zu sein, erneut dem Abstiegsgespenst aus dem Weg zu gehen.
Allen Beteiligten an dieser Entwicklung unseres Vereins im Jahr 2020 gebührt größter Respekt – allen voran natürlich Urs Fischer und Oliver Ruhnert, aber selbstverständlich auch jedem Spieler, jedem Verantwortlichen und jedem Mitglied aus dem Funktionsteam.

Nun gilt es, noch mal die letzten Kraftreserven am Freitag sowie am kommenden Dienstag im Pokal gegen Paderborn zu mobilisieren, um das Jahr – zumindest rein sportlich – mit einem Knall oder am besten gleich einem ganzen Feuerwerk zu beenden.
Dortmund taumelte zuletzt schlimmer als Mike Tyson in den Boxkämpfen nach seiner zweiten Haftstrafe und entsprechend tippe ich etwas optimistisch auf ein 1:1.
Эта статья в последний раз редактировалась Eiserner-Wolf 17 дек. 2020 г. на 4:49 Часов